Die Gurkentruppe im Rathaus: Unsere Top Five! Und die Gurke des Jahres geht an …

Die Gurkentruppe im Rathaus:
Unsere Top Five! Und die Gurke des Jahres geht an …

Die Gurkentruppe im Rathaus:
Unsere Top Five! Und die Gurke des Jahres geht an …

Autor Edgar Wilkening

Dieser Beitrag ist live vor Publikum entstanden in der “O19”, dem Schaufenster-Studio von Das Herz der Stadt in der Obermarktstraße 19.


Sie erreichen den Autor per Mail an:
ew@dasherzderstadt.de

Jahreswechsel ist Hochsaison für die alljährlichen Rückblicke und Bestenlisten. Die meisten widmen sich A-Talkatastrophen, B-Promis und C-Pandemie. Wir dagegen lassen das ABC links liegen und fokussieren uns ganz auf die Polit-Elite unseres kleinen Weserstädtchens.

Wer hat 2021 was so krass vergurkt, dass es reicht für die Qualifikation zur Gurke des Jahres? Wer schafft’s auf einen der begehrten Top-Fünf-Plätze? Und wer geht am Ende als Sieger aus dem Rennen und nimmt den Titel „Gurke des Jahres“ als Trophäe mit nach Haus?

Beworben hatten sich viele. Da war der SPD-Ortsverband, der keine Gelegenheit auslässt, sich als demokratisch und antifaschistisch zu inszenieren – aber keine Worte findet, wenn aus seinem Vorstand faschistoide Sprüche schallen. Da ist der Stadtverordnete, der Bürger im Rat öffentlich angeht dafür, dass sie Vorschläge und praktische Hilfe zur Stadtentwicklung anbieten. Da ist die stets bemühte CDU-Fraktion, der offenbar noch immer niemand gesagt hat, dass es keine Oppositionsarbeit ist, wenn die regierende SPD das Stöckchen wirft, fröhlich wuffend hinterherzulaufen und es schwanzwedelnd zurückzubringen.

Das alles (und noch viel mehr) war 2021 grandios rumgegurkt im Rathaus. Dennoch: Für die vordersten Plätze in Mindens Gurkentruppe war es nicht gurkig genug. Da gehört mehr dazu: ein Grad an Überheblichkeit, Arroganz oder Dämlichkeit, zu dem nur die allergrößten Gurken fähig sind. Tipp: im neuen Jahr einfach nochmal probieren – dann klappt’s auch auf die Spitzenplätze.

Die Jury jedenfalls hat es sich nicht leicht gemacht. In der finalen Sitzung, im Schaufenster-Studio von Das Herz der Stadt, fielen die Entscheidungen: Wer kommt aufs Treppchen? Und wer bekommt den beliebten Titel „Gurke des Jahres 2021“? Hier sind die Ergebnisse.

Die Gurke des Jahres '21: Platz 5

an den Baubeigeordneten Bursian
für seine spektakuläre „500.000-Euro-Ungenauigkeit“

Das muss man erstmal fertigbringen: circa 500.000 Euro in einer Kalkulation zu unterschlagen! Wenn man eine Sitzungsvorlage für politische Ausschüsse der Stadt Minden vorbereitet, scheint das allerdings ein probates Mittel zu sein.

Die Sitzungsdrucksache Nr. 265/2020, die der Fachbereich 5.2 unter Leitung des Baubeigeordneten Lars Bursian erstellt hat für die Sitzung des „Ausschuss für Stadtentwicklung, Bauen und Verkehr“ am 20. Januar 2021, wirft ein bemerkenswertes Licht auf die Rechenkünste dieses Fachbereichs.

Die Grundstücke am Rampenloch hat die Stadt Minden für knapp 700.000 Euro erworben. Verkauft werden sollen sie für geschätzte 200.000 Euro. Die Differenz aus alledem, würde jeder Normalbürger mit einer halben Million Euro Verlust bezeichnen. Für den Fachbereich 5.2 unter Leitung des Baubeigeordneten Bursian dagegen sind die „finanziellen Auswirkungen“: Null.

Eine derart trübe Milchgurkenrechnung ist uns definitiv Platz Fünf wert im Rennen um die Gurke des Jahres. Gratulation an den Baubeigeordneten!

Der allerdings müsste sich den Platz eigentlich mit den Stadtverordneten im Ausschuss teilen. Von denen hat nämlich kein einziger in der Sitzung Anstoß an der Milchgurkenrechnung genommen und protestiert oder wenigstens mal nachgefragt. Das Thema Rechenschwäche – es scheint in Mindens Politkaste weit verbreitet, wie sich auch auf Platz Vier zeigt.

Investigative Bürger

Wer hat’s rausgefunden und publik gemacht: dass in der Sitzungsvorlage knapp 500.000 Euro Verlust zulasten der Stadt Minden unterschlagen werden? Keine Behörde. Kein Kontrollgremium. Keine Presse. Rausgefunden haben es investigative Bürger (investigativecitizens.org).

Die Gurke des Jahres '21: Platz 4

an das Rechnungsprüfungsamt,
das sich – ausgerechnet! – beim Prüfen von Rechnungen verrechnet

Dafür gab’s im Februar ’21 schon den goldenen Taschenrechner. Denn auch das war eine so bemerkenswerte Gurken-Leistung, das sie einfach gewürdigt gehört.

Es geht um das Rechnungsprüfungsamt, das (wie der Name erahnen lässt) Rechnungen prüfen soll. Was denken Sie: Für eine solche Aufgabe, werden da die allerbesten Mathe-Asse eingestellt – oder die rechenschwächsten Milchmädchen, die sich finden lassen?

Das Ergebnis liess jedenfalls keine Zweifel: Ausgerechnet beim Prüfen von Rechnungen, also dann, wenn es ganz besonders drauf ankommt, weil das Amt tun soll, wofür es seinen Namen hat – genau dann leistet sich das Rechnungsprüfungsamt massive Ausfälle. Und kann nicht einmal drei Zahlen korrekt addieren.

So viel öffentlich zur Schau gestellte Rechenkompetenz, gerade dann, wenn’s drauf ankommt – das ist uns nicht nur den Goldenen Taschenrechner wert, sondern auch Platz Vier im Rennen um die Gurke des Jahres. Chapeau!

Investigative Bürger

Wer hat’s rausgefunden und publik gemacht: dass das Rechnungsprüfungsamt sich beim Prüfen von Rechnungen verrechnet? Keine Behörde. Kein Kontrollgremium. Keine Presse. Rausgefunden haben es investigative Bürger (investigativecitizens.org).

Die Gurke des Jahres '21: Platz 3

an den Kämmerer Kresse
für seinen legendären Bilanz-Buchungstrick

Das mit dem Ver-Rechnen zieht sich durchs Rathaus wie ein genossenroter Faden. Da wollte auch Kämmerer Norbert Kresse offenbar nicht zurückstehen.

Ihm gelang das sagenhafte Kunststück, in eine Jahresbilanz, die längst abgeschlossen war und formal nicht mehr angerührt werden durfte, einen Betrag hineinzubuchen, um seinem Bürgermeister lästigen Ärger zu ersparen, der am Ende womöglich nur in Lügen geendet hätte.

In der freien Wirtschaft würde man für derartige Bilanztricks wohl vor den Kadi gezogen – oder direkt gefeuert. In Mindens Rathaus dienen solcherart Kunststücke eher dazu, das Nachdenken über die eigene Karriere zu befördern. Zum Beispiel, ob man neben der Tätigkeit als Kämmerer nicht auch noch die halbe Kultur vergurken könnte.

Ein derart robustes, unbeschwertes Handeln am Rande (oder jenseits?) des Legalen, das ist der Jury Bronze wert: Platz Drei im Rennen um die Gurke des Jahres. Glückwunsch!

Die Gurke des Jahres '21: Platz 2

an Bürgermeister Michael Jäcke
für die sagenhafte Erfindung von Grundstücken für seine Multihalle

„Inhaltlich fundiert“ müsse das Konzept für die geplante Multihalle sein, das sei doch das Wichtigste, sagte Bürgermeister Michael Jäcke erst neulich während der Bürgersprechstunde in einem Telefonat, das aktuell den Staatsschutz in Bielefeld beschäftigt.

Was er genau meint mit „inhaltlich fundiert“, darüber legte Jäcke im August ’21 schriftlich Zeugnis ab.

In einem über Jahre erarbeiteten Konzeptpapier offenbarte der Bürgermeister frank und frei, dass er zum Bau der Multihalle auch Grundstücke nutzen wolle, die überhaupt nicht existieren: nicht in Minden, nicht in NRW, nicht auf diesem Planeten. Reine Luftnummer.

Ist ja klar, dass ihm seine treue Gefolgschaft im Stadtrat zujubelt bei so viel visionärem Wagemut, während Otto-Normalbürger nur den Kopf schüttelt. Wunsch und Wirklichkeit waren wohl selten weiter voneinander entfernt als im Wirken und Wollen des wirren Lockenkopfs von der Weser.

Das alles ist ist so krass „inhaltlich fundiert“ vergurkt, dass die Jury Platz Zwei auf dem Treppchen für vollkommen inhaltlich fundiert hält. Glauben Sie nicht? Fragen Sie den Staatsschutz.

Investigative Bürger

Wer hat’s rausgefunden und publik gemacht: dass der Bürgermeister seine Multihalle auf Grundstücke bauen will, die überhaupt nicht existieren? Keine Behörde. Kein Kontrollgremium. Keine Presse. Rausgefunden haben es investigative Bürger (investigativecitizens.org).

Die Gurke des Jahres '21: Platz 1

an die Mindener SPD
für das brillant gespielte Zuschustern innerstädtischer Baugrundstücke an eine linientreue Genossin

Award "Gurke des Jahres"

Das scheint von langer Hand blitzsauber eingefädelt in SPD-Kreisen. Wofür ist man schließlich eine mehr als 150 Jahre alte Partei, wenn man nicht über den einzelnen Tag hinausdenken würde?

Da gibt es also wertvollen Baugrund mitten in der Mindener Innenstadt, der Nutzen stiften könnte für die gesamte Stadt. Die Grundstücke sind im Besitz der Stadt und sollen (mit sattem Nachlass von etwa einer halben Million Euro / siehe Platz Fünf) in Privatbesitz übergeben werden.

Wer käme für ein solches Prachtstück besser in Frage, als eine linientreue Genossin? Spätestens im Oktober 2019 wurden die Weichen dafür gestellt – indem man bei einer Veranstaltung des SPD-Ortsverbands im BÜZ ein stadtplanerisches Konzept feierte, das Architektin und Parteigenossin Bettina Lauer in die Hände spielte.

Dass das gefeierte Konzept das Narrativ des Ortes mit Füßen tritt, dass die historisch einmalige Chance, die sich daraus für die gesamte Stadt Minden ergeben könnte, konsequent missachtet wurde – wen ficht das an in Mindens SPD, wenn man doch einer Genossin einen Gefallen tun kann.

Und so kann der sozialistische Weltenlauf seinen eingeschlagenen Weg nehmen: Keine anderthalb Jahre nach der Ortsverbands-Veranstaltung, am 20. Januar 2021, gibt der Bau-Ausschuss grünes Licht dafür, dass die Grundstücke von der Parteigenossin verplant und entwickelt werden – fast ohne Gegenstimmen (auch dank der brav Stöckchen holenden CDU-Fraktion). Genau so, wie man es sich von langer Hand wohl längst gewünscht hat.

So viel Zielstrebigkeit und Unverfrorenheit im Umgang mit öffentlichem Hab und Gut – das ist der Jury ganz eindeutig Gold wert: Die Gurke des Jahres 2021 geht an die Mindener SPD, die stets genau weiß, was sie wem zu wünschen und zu gönnen hat. Gratulation an die strahlenden Sieger!

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Jürgen Schnake Autor von Das Herz der Stadt

„Straßen? Wo wir hingehen, brauchen wir keine Straßen!“ – so lautet eine der vielleicht berühmtesten Zeilen von Emmet „Doc“ Brown aus dem Film „Zurück in die Zukunft“.

Etwas ganz ähnliches scheint sich die Mindener Verwaltung beim Thema „schnelles Internet an unseren Schulen“ zu denken.

Einst gab es jene mittlerweile fast legendäre Ankündigung des Bürgermeisters: „In Minden sollten die Schulen erst ursprünglich 2023 an das Netz kommen. Wir haben mit dem Unternehmen vereinbart, dass die Schulen spätestens 20/21 am Glasfasernetz sind.“

Dass dieses Versprechen nicht gehalten werden konnte, zeichnete sich allerdings schnell ab und die klugen Leute im Rathaus ersannen daher eine Art Notfallplan: Da die Firma Greenfiber den Anschluss offenbar nicht fristgerecht schaffte, wurde per Ratsbeschluss vom 29.06.2021 entschieden:

„Soweit keine widersprechenden ausschließlichen Verpflichtungen gegenüber dem neuen Breitbandanbieter Greenfiber bestehen, wird für die weiterführenden Schulen eine Anbindung über die Firma EWE Tel GmbH in Auftrag gegeben.

Die Stadtverordnetenversammlung beschließt eine außerplanmäßige Ausgabe in Höhe von 214.000 € für die Erschließung der weiterführenden städtischen Schulen durch Breitbandanschlüsse im Haushaltsjahr 2021. Die Deckung dieser Ermächtigung erfolgt aus der Rathaussanierung …“

EWE sollte nun in verblüffend kurzer Zeit (grob gesagt bis zum Herbst 2021) neun Schulen im Stadtgebiet ans schnelle Internet anschließen. Einzige Ausnahme war das Ratsgymnasium, das als „bereits versorgt“ gelistet wurde; doch dazu später etwas mehr.

Und so stimmten bei keiner Gegenstimme und nicht mal Enthaltungen alle 51 Ratsmitglieder dem Antrag samt Finanzierung zu. Ob später auch nur eines der Gremiumsmitglieder nachgefragt hat, wann EWE denn ‚zu Potte kommt‘ und / oder was eigentlich aus den bewilligten 214.000 Euro wurde, bleibt nebulös.

Der Herbst kam und ging – das schnelle Internet tat weder das eine noch das andere. Über die Firma EWE hat man seitdem niemals wieder etwas in diesem Zusammenhang gehört. Auch und gerade auf Nachfrage wie z.B. in der „Bürgermeistersprechstunde“ vom 28.10.2021 nicht. Es ist fast so, als stünde EWE für „Eine Wirre Entwicklung“, über die einfach niemand mehr sprechen will. Ein in Minden nicht gänzlich unbekanntes Flucht-Verhalten bei so manchem Thema.

Stattdessen soll es nun die Firma Greenfiber richten. Richtig gelesen: Greenfiber! Das Unternehmen also, dessentwegen die Verwaltung Plan B überhaupt erst entwickeln musste, wird offiziell zu Plan C. „C“ wie Chaos.

Es ist ein Armutszeugnis für eine Stadt, die sich soziale Gerechtigkeit auf die Fahnen schreibt, dass ausgerechnet bei der Ausbildung der Kinder doch wieder Geld und Beziehungen den Ausschlag zu geben scheinen.

Nach den jüngsten Äußerungen von Verantwortlichen darf bezweifelt werden, dass Greenfiber im zweiten Anlauf fristgerecht liefert. Muss die Firma aber auch gar nicht, da klugerweise diesmal gleich mal gar keine klare Deadline genannt wurde. Nur vage Spekulationen dringen zögerlich aus dem Rathaus.

So ärgerlich all dies für unsere Kinder nicht nur, aber eben auch bei drohendem Homeschooling ist, so wenig ficht es zwei Schulen in Minden an.

Da ist zum einen das bereits erwähnte Ratsgymnasium, das federführend durch den Bruder des Kämmerers schon längst in den Genuss von schnellem Internet kommt. Und zum anderen die Freiherr-vom-Stein-Schule, die durch die Nähe zur Wirtschaft und deren Belange, aber eben auch deren Unterstützung, schon vor Jahren das Thema Digitalisierung erfolgreich angehen konnte.

Es ist ein Armutszeugnis für eine Stadt, die sich soziale Gerechtigkeit auf die Fahnen geschrieben hat, dass ausgerechnet bei der Ausbildung der Kinder dann doch wieder Geld und Beziehungen den Ausschlag zu geben scheinen.

P.S.: Der erwähnte Ratsbeschluss endete übrigens mit guten Nachrichten für die jüngsten Schüler: „Für die Grundschulen ist die Erhöhung der Bandbreite auf bis zu 250 Mbit/s im Rahmen bestehender Verträge vorgenommen worden.“

Was daraus wurde? Vermutlich spricht darüber niemand mehr …

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Lachhaft! Der satirische Adventskalender mit den „Drei Schattenparkern vom Rat“

Lachhaft! Der satirische Adventskalender mit den „Drei Schattenparkern vom Rat“

Lachhaft! Der satirische Adventskalender mit den „Drei Schattenparkern vom Rat“

Autor Edgar Wilkening
AUTOR
Edgar Wilkening – Initiator und Gründer von Das Herz der Stadt

Wer’s etwas gesünder mag im Adventskalender als täglich Schokolade, kann es mit Lachen versuchen. Dafür steht „Der satirische Adventskalender“ im Herz der Stadt bereit. Jeden Tag ein neues lachhaftes Motiv, jeden Tag eine neue Episode aus dem kruden lokalpolitischen Alltag der „Drei Schattenparker vom Rat“.

Ihren Ursprung hat die Serie im Spätsommer 2020. Der Macher (gleichzeitig Autor dieses Berichts) verliess vorzeitig eine Stadtverordnetenversammlung und entdeckte auf dem Weg zum Parkplatz die Autos dreier mutmaßlicher Ratsmitglieder: wüst in die Landschaft geparkt, jenseits aller geltenden Anstands- und Straßenverkehrs-Regeln. (Hintergründe zum Foto und den Fahrzeugen gibt es hier.)

Der Schnappschuss dieser Situation entpuppte sich bei genauerer Betrachtung als herrlich entlarvendes Sinnbild provinzpolitischer Arroganz der Macht.

Und so kam dem Macher als langjährigem Satire-Autor schnell die Idee, das Foto mit Comic-Sprechblasen zum Leben zu erwecken. Die drei Autos als anonyme und synonyme Statthalter für reale Stadtverordnete – und gleichzeitig als Sinnbild für (Lokal-) Politiker und ihr Verhältnis zur Welt schlechthin.

Ursprünglich sollten es nur drei, vier schnelle Gags werden – jetzt sind es schon mehr als 80 Episoden

Eigentlich sollten es nur drei, vier lustige Dialoge werden, um das Foto in den sozialen Medien zu platzieren – mehr nicht. Aber die Situation im Bild, diese drei selbstherrlichen Platzhirsche in voller Pracht und Eitelkeit auf der Wiese ausgebreitet, dieses Figurensetting offenbarte schon bald, dass es mehr kann als drei, vier schnelle Gags.

Seit den Anfängen sind mittlerweile über achtzig Episoden entstanden. Immer auf Basis der einen, gleichen Ausgangssituation – aber immer mit anderen Themen, anderen Dialogen, anderen Pointen. Und mit klarer Rollenverteilung: Die drei Lokalheinis sind die Deppen vom Dienst – stellvertretend für jegliche Provinzpolitik, die nur so strotzt vor Überheblichkeit und Inkompetenz.

Weil es diese Art Knallköppe wohl in allen Klein- und Mittelstädten gibt, hat der Macher jeden Bezug zu einer bestimmten Stadt weggelassen. Und stattdessen universelle Geschichten kreiert. Stories, die so oder so ähnlich in nahezu jeder deutschen Klein- oder Mittelstadt spielen könnten.

Weil es diese Art Platzhirsche wohl in jedem Städtchen gibt, wurden es ganz universelle Geschichten

Schon die Fülle an Episoden nötigt Profis Respekt ab: eine einzelne Ausgangslage auf so vielfältige Weise immer wieder neu und thematisch anders zu verwerten.

Im Kern ist es das, was erfolgreiche Sitcom-Formate ausmacht, ganz gleich ob sie Big Bang Theory heißen, Frasier oder Cheers: aus ein und der selben Grundsituation Dutzende, Hunderte eigenständiger Geschichten zu generieren.

Da spiegelt sich wider, dass der Macher sein erzählerisches Handwerk beim großen amerikanischen Sitcom-Meister Danny Simon gelernt hat, bei dem auch schon Woody Allen in die Schule ging.

Die besten der bislang achtzig Episoden hat der Serienmacher jetzt ausgewählt und für den satirischen Adventskalender komplett refurbished in Form gebracht. Insgesamt 24 Motive, für jeden Tag der Vorweihnachtszeit eine. Plus das Opener-Motiv oben im Bild, das den satirischen Adventskalender selbst zum Thema hat.

Zu sehen sind sie dort, wo Kultur und Feingeist ein temporäres Zuhause haben in Minden: im Herz der Stadt in der Obermarktstraße 19. Jeden Tag eine neue Episode – bis zum großen Finale am Tag des Heiligen Abends. Einfach lachhaft, versprochen.

Der Eintritt ist frei. Die Öffnungszeiten decken sich mit denen des wineroom, dem Popup-Wine-Store, der in der Vorweihnachtszeit das Angebot hochklassiger Weine in Minden erweitert. Und wenn vorbei? Dann vorbei.

Fotocomic-Serie Schattenparker

Motiv neben Motiv, Episode neben Episode: jeden Tag neue Geschichten, neue Pointen aus dem Lokalpolitiker-Leben der „Drei Schattenparker vom Rat“. Viel Vergnügen!

Motiv aus Comic-Serie

Fragt der Weiße links: „Kennt ihr die drei Hauptgründe für Politikverdrossenheit bei jungen Leuten?“ „Na klar!“, sagt der Blaue in der Mitte und zählt sie auf: „Du, ich und er rechts neben mir.“ „Heee! Was hab ich damit zu tun?“, protestiert der Dritte. Und offenbart in seiner Erläuterung: „Ich mach ja wohl alles richtig! Ich stimme immer genau so ab, wie es vorher ausgeklüngelt wurde.“

Gastgeber wineroom

wineroom – der Popup-Wine-Store im Herz der Stadt: Gastgeber für die Premiere des satirischen Adventskalenders. Mal schauen, wo es ihn im kommenden Jahr zu sehen geben wird. Und mit welchen – womöglich neuen – Episoden …

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wineroom Der Popup-Wine-Store im Herz der Stadt

wineroom
Der Popup-Wine-Store im Herz der Stadt

wineroom
Der Popup-Wine-Store im Herz der Stadt

Autor Edgar Wilkening
AUTOR
Edgar Wilkening – Initiator und Gründer von Das Herz der Stadt

Digital gibt’s ihn schon lange, den wineroom: nämlich als Online-Weinmagazin. Und natürlich gab’s auch immer mal Überlegungen, das virtuelle Weinzimmer in die analoge Welt zu transformieren: als Wein-Bar, als Tasting-Club, als Seminar-Plattform …

Jetzt plötzlich ergab sich die passende Gelegenheit zum Schritt ins echte Leben. Im Erdgeschoss der Obermarktstraße 19, in der Das Herz der Stadt residiert, wollten die Eigentümer des Hauses während der Vorweihnachtszeit Gewerbe einziehen sehen. Schließlich die beste Zeit des Jahres im Einzelhandel. Und dazu eine der besten Gewerbeflächen, die in der Stadt zu haben sind.

Da mussten die wineroom-Macher nicht lange nachdenken: gesagt – getan.

Entstanden ist ein Weinladen auf Zeit – nämlich exakt bis zum 31. Dezember 2021. Punkt 18:00 Uhr am Silvesterabend ist Schluss. So eintagsfliegig die paar Wochen Lebensdauer auch scheinen mögen, das Sortiment steht dem der besten Weinläden in Berlin, Düsseldorf, München kaum nach.

„Regelrecht metropolisch“ nannte es neulich ein erfahrener Weinprofi, der aus Bremen zu Besuch war in Minden und sichtlich ins Staunen geriet angesichts der Namen. Frank John aus der Pfalz, Peter Jakob Kühn aus dem Rheingau, Schäfer-Fröhlich von der Nahe, Hanspeter Ziereisen aus Baden, Immich-Batterieberg von der Mosel – um nur mal ein paar deutsche Vertreter zu nennen.

Ein erfahrener Bremer Weinprofi nannte es "regelrecht metropolisch", das Sortiment im wineroom

Dazu Uwe Schiefer aus dem Burgenland, Manincor aus Südtirol, Chiara Condello mit Sangiovese aus der Emilia-Romagna, Barolo von Giulia Negri, Domaine de l’Horizon aus Frankreichs Südwesten, Champagner von Larmandier-Bernier – wow, allesamt Namen, die in den besten Adressen der Welt angeboten werden. Metropolisch? Da fühlen wir uns durchaus angemessen verstanden.

Jetzt also ein metropolisches Sortiment – auf Zeit! – in Minden, der heimlichen Hauptstadt der ostwestfälischen Provinz. Das ist in jeglicher Hinsicht ein spannendes Experiment.

Schon der Popup-Charakter ist für manchen schwer zu verstehen: „Warum nur so kurz? Warum nicht auf Dauer?“

Ganz simple Antwort: Dauerhaft würde bedeuten, man müsste auskömmlich davon leben können. Wenn wir einen metropolischen Weinladen machen wollen würden, um davon auskömmlich zu leben, dann wären wir klug genug, ihn genau dort zu eröffnen, wo ein metropolisches Sortiment auf ein metropolisches Publikum stösst – nirgendwo sonst.

Ich habe mein erstes Popup-Konzept vor zehn Jahren realisiert: „Die 7 Sünden“. Ein extrem konzept-basiertes, intellektuelles Restaurant, geöffnet für gerade mal eine Woche, 2011 in Hamburg, mitten auf St. Pauli. Es wurde quasi über Nacht zum angesagtesten Restaurant der Stadt mit langer Reservierungsliste, seitenweise Presse-Berichten und langen, ausführlichen Radio-Features, die das Konzept erläuterten. Kaum vorstellbar in Minden …

So schwer der Popup-Gedanke nachzuvollziehen ist, so schwer ist es offenbar auch beim Sortiment. Täglich sehe ich Menschen vor unserem Schaufenster stehen, die in Kopfschütteln ausbrechen und konsterniert weiterziehen.

Ja, da stehen – im übertragenen Sinne – Porsches, Bentleys und Ferraris im Fenster. Allerdings muss man in der Lage sein, sie zu erkennen. Wer Rotkäppchen nicht bloß für eine Märchenfigur hält, sondern auch für ein irgendwie akzeptables Genussmittel, tut sich da womöglich schwer.

Wer Rotkäppchen nicht bloß für eine Märchenfigur hält, tut sich womöglich schwer mit dem Sortiment

Aber es gibt auch die anderen. Menschen, die reinkommen und begeistert sind: „Ihr habt den Ziereisen im Sortiment? Ich hab über den gelesen und wollte ihn immer schon probieren!“ Oder: „Der Billecart-Salmon ist bei euch ja völlig okay im Preis, hab ich gerade gegoogelt.“ Stimmt. (Aber, Achtung: nur eine einzelne Magnum vorrätig.)

Gerade gestern kam ein Pärchen rein. Ich hatte die zwei schon eine ganze Weile beobachtet, wie sie vorm Fenster giggelten beim Lesen der Schilder, die ich zur Erläuterung der Weine aufgestellt habe.

„Wie lustig, die Schilder“, lachte die Frau beim Reinkommen. „So was habe ich ja noch nirgendwo gesehen. Wie toll, dass ihr Wein so originell, so niederschwellig erklärt.“ Die beiden ließen sich Weine, Anbaugebiete, Herstellungsweisen erläutern – und nahmen dann neugierig von allem etwas mit. Je origineller, desto besser. Wie schön – danke für den Besuch!

Auffällig: Fast alle, die den Laden betreten und Bons mit erheblichen Summen generieren – nahezu alle stammen aus anderen Städten, kaum jemand aus Minden. Das Pärchen oben: aus Hamburg. Jung, exzellente Bildung, aufgeschlossen, weltgewandt, oft internationaler Hintergrund. Sie sind entweder aus beruflichen Gründen kurz in der Stadt oder um Freunde zu besuchen.

Laufkundschaft, die zufällig am Laden vorbeiflaniert, angetan ist von der Auslage und dann ohne Berührungsängste den Laden betritt. Großartig: Kunden, die im wahrsten Sinne des Wortes kundig sind. Das ist auch für Händler ein Vergnügen.

Wie großartig: Kunden, die kundig sind – das ist auch für Händler ein Vergnügen

So wird der wineroom zum Schaufenster – im doppelten Sinne. Mit Auslage und Inszenierung zur Fußgängerzone, na klar. Aber eben auch: Schaufenster in eine metropolische Welt da draußen, die jeden Tag ganz real existiert.

Ein Schaufenster mit Blick auf Märkte, Entwicklungen und Trends jenseits der eigenen Stadtmauern. Ausblick auf das, was sich in der Welt bewegt und was die Welt bewegt – sofern man sie sich größer als den eigenen Horizont vorstellt.

Eine Welt in rasantem Wandel. Heute noch da, morgen schon weg. Jedem Anfang wohnt das Ende schon inne. Kaum irgendwo zeigt sich das deutlicher als bei Popup-Konzepten. Ein Grund mehr, sich die Nase plattzudrücken am Schaufenster und einen Blick hineinzuwerfen – solange es das Fenster noch gibt.

Der Popup-Wine-Store wineroom in der Obermarktstraße 19, Minden ist werktäglich geöffnet bis zum 31. Dezember 2021. Der Store wird betrieben von der Amon & Wilkening Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt), deren Gesellschafter und Geschäftsführer Edgar Wilkening ist.

Rotwein-Regal im wineroom

Große Namen, große Weine. Ein solch „metropolisches“ Sortiment ist in Städten wie Berlin, Düsseldorf, Hamburg ganz normal. 

Besucherin fotografiert Kunst von Bärbel Langner

Überall Urkunden, Zertifikate, Awards, die die Kompetenz von wineroom-Macher Edgar Wilkening widerspiegeln: „Endlich kommt der ganze Plunder mal zum Einsatz.“

Weihnachtswald im wineroom

„Drauß‘ vom Walde komm ich her, ich muss euch sagen, es wein-achtet sehr.“ Mehr als ein Dutzend Tannenbäume illuminieren feierlich den wineroom. (Vielen Dank für die herrlich frischen, duftenden Tannen an Sascha Bode von der S. Bode GmbH & Co. KG in Porta Westfalica!)

Rahmenwand mit Gedankenzetteln und Inspirationen

Die Rahmenwand im Herz der Stadt hat schon manchen Künstler zu kreativen Höchstleistungen herausgefordert. Wir nutzen sie, um unsere schönsten Werke zu zeigen.

Aufmerksame Leserinnen der Gedankenzettel von Bärbel Langner

„Schenk ein – und lass uns anderer Meinung sein!“ Unser kleiner Beitrag zu mehr Debattenkultur in Deutschland.

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Du weißt, du bist in Minden – wenn aus Satire plötzlich O-Ton von Bürgermeister Jäcke wird

Du weißt, du bist in Minden – wenn aus Satire plötzlich O-Ton von Bürgermeister Jäcke wird

Autor Edgar Wilkening

Dieser Beitrag ist live vor Publikum entstanden in der “O19”, dem neuen Schaufenster-Studio von Das Herz der Stadt in der Obermarktstraße 19.


Sie erreichen den Autor per Mail an:
ew@dasherzderstadt.de

Es gibt Possen, die sind so possierlich, dass du denkst: Gibt’s doch gar nicht! Und dann passiert’s direkt vor deinen Augen. Also zum Beispiel in Minden. Mitten im Rathaus …

Gar nicht lange her, da hatten wir über einen E-Auto-Touristen aus dem hohen Norden berichtet. Der hatte sich bei Bürgermeister Michael Jäcke beschwert, dass die Parkgebühren auf dem Martinikirchhof nicht, wie im 21. Jahrhundert üblich, digital bezahlbar sind – oder wenigstens mit einem Notfall-Fünf-Euro-Schein. Sondern ausschließlich in Ein-Euro-Münzen oder noch kleinerem Hartgeld.

Der Minden-Reisende fühlte sich offenbar wie ein Zeitreisender. Was ohnehin womöglich dasselbe ist. Analog zu Marty McFly, der in „Zurück in die Zukunft“ in den spießigen 50er-Jahren des letzten Jahrhunderts landet, wo alle Gewissheiten der Neuzeit keine Gültigkeit mehr haben.

Den Bericht über die Erlebnisse des Minden-Besuchers hatten wir mit dem Foto eines der verschmuddelten und veralteten Parkscheinautomaten vom Martinikirchhof bebildert. Und dieses Bild mit folgender Textzeile versehen:

|

"Bitten legen Sie Parkgeld vor Reiseantritt nach Minden abgezählt in kleinen Münzen bereit!"

Quelle: Textzeile in der Bebilderung eines Artikels auf Das Herz der Stadthier zu finden

Das war natürlich ironisch gemeint! Pointiert. Überzogen. Achtung, Satire!

Aber wie das im Leben so ist: Was manch einer lustig findet, findet ein anderer gar nicht lustig – sondern womöglich echt inspirierend.

Offenbar auch Mindens Bürgermeister Michael Jäcke. Denn der schickt am 27. Oktober 2021 dem Minden-Besucher auf dessen Beschwerde eine Antwort (die dem Herz der Stadt vorliegt).

Und da wird’s jetzt wirklich lustig. Realsatire sozusagen. Denn was steht da drin? Nach Absätzen voller ausschweifendem Behörden-Salbader fällt der entscheidende Satz:

|

"Sie hätten zur Nutzung des Parkplatzes die entsprechende Menge Kleingeld mit sich führen müssen."

Quelle: E-Mail von Mindens Bürgermeister Michael Jäcke vom 21. Oktober 2021 an einen Minden-Besucher

Geht das nur mir so? Oder klingt das wirklich verblüffend ähnlich zu genau der Aussage, die wir einige Wochen zuvor ironisch gemacht hatten? Ein bisschen umformuliert, etwas andere Worte – ja, klar. Aber in der Sache …?

Wir freuen uns natürlich sehr, wenn Bürgermeister Jäcke unserer Webseite die Ehre erweist (zumal er hier ja oft gute Hinweise auf sein Versagen im Amt erhält) und sich von unseren Inhalten inspirieren lässt. Vielleicht können wir den höchsten Bürger Mindens ja noch zu weiteren Statements inspirieren?

Jedenfalls haben wir uns – nachdem wir uns vom Lachen erholt hatten – gleich mal hingesetzt und ein paar weitere, natürlich rein satirische Äußerungen zu Papier respektive zum Server gebracht. Hier kommen sie. Allesamt zur freien Umformulierung und Verwendung gestattet …

Vielleicht ist ja etwas dabei, das einen Bürgermeister vom Formate eines Michael Jäcke inspiriert zu eigenen Statements. Wir persönlich würden uns jedenfalls sehr darüber freuen!

v

"Vergessen Sie die Pläne mit der Multihalle. Mit meiner Mannschaft kriege ich nicht mal öffentliche Toiletten hin."

Satirischer Textvorschlag von Das Herz der Stadt zur inhaltlichen Inspiration und freien Umformulierung bzw. Verwendung durch Bürgermeister

v

"Meine Partei ist derart verfilzt mit allem – das kriegen Sie nie wieder raus aus einer Stadt."

Satirischer Textvorschlag von Das Herz der Stadt zur inhaltlichen Inspiration und freien Umformulierung bzw. Verwendung durch Bürgermeister

v

"Ich hab's so satt, den Bürgern ständig was vorzumachen – ich gebe mein Amt jetzt auf, Pension hin oder her."

Satirischer Textvorschlag von Das Herz der Stadt zur inhaltlichen Inspiration und freien Umformulierung bzw. Verwendung durch Bürgermeister

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Mit neuer Ästhetik wider das Vergessen: Medieninstallation zur Reichspogromnacht

Mit neuer Ästhetik wider das Vergessen: Medieninstallation zur Reichspogromnacht

Mit neuer Ästhetik wider das Vergessen: Medieninstallation zur Reichspogromnacht

Autor Edgar Wilkening

Von
Edgar Wilkening

Dieser Beitrag ist live vor Publikum entstanden in der “O19”, dem Schaufenster-Studio von Das Herz der Stadt in der Obermarktstraße 19.


Sie erreichen den Autor per Mail an:
ew@dasherzderstadt.de

Die von Nazi-Deutschland organisierten Ausschreitungen gegen jüdische Mitbürger im November 1938, sie fanden – natürlich – auch in Minden willfährige Täter und Mitmacher. Die Reichspogromnacht hat bei den seinerzeit in der Stadt lebenden Juden nachhaltig für Angst und Schrecken gesorgt – und für massive wirtschaftliche Schäden.

Das Haus Obermarktstraße 19, in dem Das Herz der Stadt aktuell residiert, wäre wohl ebenfalls ein Kandidat für die Ausschreitungen des volksdämlichen Pöbels gewesen. Denn 1938 befand sich das Gebäude mit dem Lebensmittelgeschäft im Besitz des jüdischen Bürgers Bruno Lilienthal.

War dem nationalsozialistischen Mindener Mob das womöglich entgangen? Hatte man gar Gnade vor Unrecht walten lassen? Wohl kaum …

Es steht zu vermuten, dass der Grund, warum das Haus Obermarktstraße 19 in dieser Nacht von Angriffen verschont blieb, einzig darin bestand, dass Bruno Lilienthal sein Kolonialwarengeschäft ohnehin schon aufgegeben hatte. Und der Lebensmittelladen im Erdgeschoss seit Anfang der 1920er Jahre von der aus Hattingen an der Ruhr stammenden Heinrich Hill AG betrieben wurde.

Ein „deutscher“ Händler mit einem „deutschen“ Geschäft – das dürfte der einzige Grund sein, warum die Obermarktstraße 19 die Mindener Brand- und Brandschatzung-Nacht der Nazis ungeschändet und ungeplündert überstanden hat.

Nichtsdestotrotz: Als neue Eigentümer des Objekts fühlen sich der Autor und seine Lebensgefährtin, die Mindener Architektin Astrid Engel, der Geschichte des Hauses verpflichtet.

2021 jährte sich die Reichspogromnacht zum insgesamt 83. Mal. Aber für uns war es der erste Jahrestag während unserer Eigentümerschaft. Das haben wir zum Anlass genommen, eine ganz besondere Form des Gedenkens an diesen Tag zu zelebrieren.

Entstanden ist ein ungewöhnlich eindringliches Video, das im Schaufenster des Hauses rund um die Uhr lief, vom Vormittag des 9. November 2021 bis zum Mittag des Folgetages.

Ein Film, der die typischen Medienklischees des Historischen (Schwarz-Weiß-Optik etc.) ganz bewusst vermeidet und statt dessen mit neuer, eigenständiger Ästhetik versucht, die Schrecken der November-Nacht 1938 spürbar werden zu lassen.

Nüchtern betrachtet zählt das 100-Sekunden-Video die Orte der Angriffe auf und benennt die Straßennamen und Hausnummern, an denen der Nazi-Mob wütete.

Eindringlich wird es dadurch, dass nahezu alle der Adressen auch heute noch existieren. Kampstraße, Simeonstraße, Ritterstraße, Bäckerstraße: vertraute Namen für jeden, der die Mindener Innenstadt kennt. Und allesamt Orte, die in Fußweite der Obermarktstraße liegen – quasi gleich um die Ecke.

Trotz dieser nüchtern wirkenden Aufzählung entwickelt das Video eine erschreckend beklemmende Atmosphäre. Zum einen durch das spektakuläre Motion Graphic Design, das schon im farblichen Erscheinungsbild die Anmutung von Brand und Bedrohung vermittelt. Zum anderen durch die kongeniale Kombination mit Musik und Sound Effects.

All das wirkt so zeitgemäß im Look, so ganz und gar nicht altbacken oder gestrig, sondern jetzig und „netflixig“, dass die vor mehr als achtzig Jahren geschehenen Ereignisse bedrückend nah und verblüffend aktuell wirken. Regie, Editing, Musik: Da waren offenbar Meister am Werk – bei allen beteiligten Gewerken.

Das ist ganz typisch für Teams, die Medienmacher Edgar Wilkening für seine Projekte ins Studio ruft: international arbeitende Hochkaräter, die ihr Handwerk verstehen und sich leidenschaftlich begeistern lassen für die Aufgabenstellungen des Regisseurs. Sicher einer der Gründe, warum seine Arbeiten immer wieder in internationalen Wettbewerben dabei sind und seit Jahrzehnten mit Awards prämiert werden.

Gerade weil der Ton für die bedrückende Stimmung des Films so elementar ist, ist es schade, dass das Video vom 9. zum 10. November im Schaufenster hinter Glas lief – ohne Ton. Für den Jahrestag 2022 werden wir da sicher eine andere technische Präsentations-Plattform schaffen, um das Video einem größeren Publikum zu zeigen.

Bis dahin zeigen wir den Film hier im Stream. Als einzige Web-Plattform hat Das Herz der Stadt das Recht erhalten, das Video öffentlich zu zeigen. Ich empfehle, den Ton laut zu drehen und die Darstellung im Vollbild-Modus einzuschalten. Wider das Vergessen!

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