So erleben E-Auto-Touristen die Klimastadt Minden: schmuddelig, veraltet, techfeindlich

So erleben E-Auto-Touristen die Klimastadt Minden:
schmuddelig, veraltet, techfeindlich

So erleben E-Auto-Touristen die Klimastadt Minden:
schmuddelig, veraltet, techfeindlich

Autor Edgar Wilkening

Dieser Beitrag ist live vor Publikum entstanden in der “O19”, dem neuen Schaufenster-Studio von Das Herz der Stadt in der Obermarktstraße 19.


Sie erreichen den Autor per Mail an:
ew@dasherzderstadt.de

Wie begrüßt Minden seine Gäste und Besucher? Dem Herz der Stadt liegt eine E-Mail an Bürgermeister Michael Jäcke vor, die beredtes Zeugnis darüber ablegt.

Vordergründig scheint es nur um ein Knöllchen wegen Falschparkens zu gehen. Doch der Verfasser der E-Mail stellt die Rechtmäßigkeit des Knöllchens gar nicht in Frage. Im Gegenteil: Formell habe er die Verwarnung ganz zu recht erhalten, sagt er.

Ihm geht es vielmehr um die Umstände, die zu diesem Knöllchen geführt haben. Und die sind bemerkenswert. Denn sie sagen viel über die weltfremde und realitätsferne Sicht, die Mindens Verwaltung auf die Welt im 21. Jahrhundert pflegt.

Die ganze E-Mail sprüht so vor feingeistigem Witz und kosmopolitischer Ironie, dass ich sie Ihnen keinesfalls vorenthalten will. Hier der Original-Wortlaut:

„Sehr geehrter Herr Jäcke,

gestern hatte ich erstmalig die Möglichkeit in Ihr schönes Minden an der Weser zu kommen. Um es ein wenig zu erkunden fuhr ich auf den Parkplatz Martini-Kirchhof. Nachdem ich festgestellt hatte, dass E-Autos nicht wie in Ihrer Nachbargemeinde Bückeburg 4 Stunden umsonst parken dürfen suchte ich den Parkautomaten auf.

Dort angekommen musste ich feststellen, dass man seine Parkgebühr weder per App, noch per SMS, noch mit Karte oder mit Geldscheinen bezahlen kann. Das erstaunte mich, haben wir doch mittlerweile das Jahr 2021…. Es geht tatsächlich nur mit Münzen.

Da ich in der Regel kein Bargeld mit mir führe aber für solche Situationen immer einen 5-€uro-Schein mit mir führe suchte ich den nächsten Parkautomaten. Auch dort war der Schlitz für die Kartenzahlung versperrt und Bezahlung mit Geldscheinen nicht möglich. Ein Hinweis auf eine alternative Bezahlmöglichkeit fand sich nirgendwo.

Da ich zu den Menschen gehöre, die gerne Parktickets bezahlen und dies auch in über 25 Jahren immer gemacht habe (ausnahmslos) war ich etwas verstört, da ich das Gefühl hatte, dass mich die Gemeinde Minden zum Schwarzparken nötigt. Das war mir unangenehm, und so verschaffte ich meinem Gewissen ein wenig Erleichterung durch das Verwenden einer Parkscheibe.

Als ich später zum Auto zurück kehrte war ein Ticket an meiner Windschutzscheibe, das durchaus zurecht dort angebracht wurde und gegen dessen Ausstellung formell nichts auszurichten ist. Aber durch mangelnde Digitalisierung des Parkwesens und die Reduzierung der Bezahlmöglichkeiten auf sog. ‚Hartgeld‘ fühlte ich mich dazu genötigt gegen die Gebührenordnung von Minden zu verstoßen, weshalb ich nun doch einen Einspruch erheben / einlegen muss.

Als ich das Knöllchen dann genauer anschaute sah ich, dass es anscheinend nicht am mangelnden Verständnis für ‚Digitalisierung‘ lag, dass es keine zeitgemäßen Bezahlmöglichkeiten gibt. Nein! Im Gegenteil: auf dem Knöllchen war ein QR-Code zu sehen durch den man direkt zum Kassenzeichen, dem zu zahlenden Betrag und zum ‚Tatvorwurf‘ kam. Das alles hinterlässt so ein gemischtes Gefühl von Rückständigkeit auf der einen Seite und Abzocke auf der anderen Seite in mir.

Deshalb lieber Herr Jäcke habe ich zwei Bitten an Sie:
– machen Sie Parkraum für die Zahlungsmittel des Jahres 2021 bezahlbar
– Erlassen Sie mir mein Knöllchen, da ich unverschuldet nicht anders handeln konnte als ich gehandelt habe.

Gerne höre ich von Ihnen und verbleibe bis dahin
mit besten Grüßen (…)“

Quelle: E-Mail eines aus Norddeutschland stammenden Minden-Besuchers an Bürgermeister Michael Jäcke am 15. September 2021. Identität und Anschrift des Verfassers sind der Redaktion bekannt. Die Veröffentlichung der E-Mail erfolgt mit Genehmigung des Verfassers.

„Rückständigkeit“, „Abzocke“, „Nötigung“ – das erlebt dieser Besucher bei seinem Antrittsbesuch in der Stadt Minden. Wie wahrscheinlich ist es wohl, dass diese Person ein positives, warmherziges Bild der Stadt mit nach Hause nimmt und weiterträgt in die Welt?

Genau die Menschen, die Minden so dringend braucht, weil sie Geld in die Stadt bringen, weil sie mit ihrer Anwesenheit Unternehmen und Arbeitsplätze unterstützen, weil sie als Multiplikatoren über den Liebreiz der Stadt berichten könnten – oder als Investoren vielleicht sogar selbst einen neuen Wirtschaftsstandort suchen – genau diese Menschen vergrault Minden schon bei der ersten Begegnung. Da helfen auch keine Imagefilme mehr, keine Flyer, keine Broschüren …

Offenbar hat es die Administration Jäcke längst aufgegeben (oder womöglich noch nie gemacht): aus der Perspektive der Menschen, der Besucher, der Nutzer auf die eigene Stadt zu schauen. Oder auch mal über die Stadtgrenzen hinaus auf andere Kommunen zu blicken, was die so unternehmen, um attraktiv und zeitgemäß zu sein.

Ich bleibe dabei: Die Stadt Minden hat ein ungeheures Potenzial! Sie könnte ein blühendes, wunderschönes Kleinod unter den Städten Ostwestfalens und des angrenzenden Schaumburger Landes sein.

Voraussetzung dafür wäre allerdings, dass man diejenigen, die heute das Sagen haben, zum Teufel jagt.

… vielleicht würde dann sogar der Verfasser der E-Mail der Stadt Minden eine zweite Chance geben und sein E-Auto erneut zum Martini-Kirchhof steuern.

… und die Story geht weiter! Denn unser-E-Autoreisender hat tatsächlich eine Antwort von Bürgermeister Jäcke erhalten. Was da drin steht ist allerdings zum Lachen – oder zum Verweifeln. Je nachdem, mit wie viel Nachsicht und Milde man auf das Oberhaupt dieser Stadt blickt.

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Autor Edgar Wilkening

Dieser Beitrag ist live vor Publikum entstanden in der “O19”, dem neuen Schaufenster-Studio von Das Herz der Stadt in der Obermarktstraße 19.


Sie erreichen den Autor per Mail an:
ew@dasherzderstadt.de

Man kann es als eine Art Statement des Landes NRW lesen: Bürgermeister Michael Jäcke (SPD) plant ein veritables Luftschloss am Rechten Weserufer.

Vorige Woche erst präsentierte Mindens oberster Dienstherr voller Stolz den „LoI“ zur geplanten Multifunktionshalle, an dem er und seine Mannschaft jahrelang gefeilt haben.

„LoI“, dieses Kürzel übersetzt der Bürgermeister gerne mit „Letter of Intent“. Bei genauerem Hinsehen entpuppt es sich wohl eher als „Lachnummer ohne Integrität“.

Dass das ganze Ding zusammengeschludert ist in einem Umfang, der zum Himmel schreit, hatten wir hier schon festgestellt.

Aber es kommt noch dicker. Nämlich dann, wenn man die Angaben in Jäckes „LoI“ mal vergleicht mit offiziellen Katasterdaten des Landes Nordrhein-Westfalen im GEOportal NRW.

Dann stellt sich raus: Der Bürgermeister plant die Multihalle auf Grundstücken, die es gar nicht gibt – nicht in Minden, nicht in NRW und nicht auf diesem Planeten.

Glauben Sie nicht? Verstehe ich. Wenn ich’s nicht selbst gesehen hätte – so viel Doofheit würde ich auch nicht für möglich halten.

Aber die Tatsachen – und nur an die halten wir uns – sprechen eine deutliche Sprache.

„Die Stadt Minden sorgt für die Sanierung des Grundstücks ‚rechtes Weserufer’ auf folgenden Flurstücken des ehemaligen Geländes der Bahn (…) Altstandort ehem. Güterbahnhof: Flur 43, Flurstücke 56, 57, 63, 64, 65, 66, 67, 68, 70, 85, 86 und überlässt es zur Bebauung (…).“

Quelle: “Gemeinsame Absichtserklärung (Letter of Intent), 1. Der Stadt Minden, 2. Der Unternehmensgruppe Melitta”, Version “MFH Minden – LOI Final 30.08.21”

Entscheidend sind hier die „Flur 43“ und darin die beiden Flurstücke „85“ und „86“.

Die wollen wir uns genauer ansehen – und zwar mit Hilfe des offiziellen Liegenschaftskatasters des Landes NRW, das jedermann hier aufrufen kann.

Ich habe das schon mal vorbereitet: unten ein Screenshot, der die gesamte „Flur 43“ mit all ihren Flurstücken zeigt.

Die Grenzen der Flur sind mit einer gestrichelten lila Linie markiert. Die einzelnen Flurstücke haben schwarze Linien und sind mit kursiven Zahlen nummeriert.

Und jetzt beginnt der spaßige Teil!

Suchen Sie in diesem herrlichen Wimmelbild mal die beiden Flurstücke mit den Zahlen „85“ und „86“.

Flur 43 in Minden

Quelle: Screenshot von GEOportal.NRW / Themenkarten / Liegenschaftskataster des Landes NRW, das Sie hier aufrufen können. (Visuelle Hervorhebung der „Flur 43“ in dieser Grafik durch den Autor.)

Je länger Sie suchen, desto peinlicher für Bürgermeister Michael Jäcke.

Denn die schlichte Wahrheit ist: In der „Flur 43“ gibt es gar keine Flurstücke „85“ und „86“. Der Bürgermeister und seine Vasallen haben sie schlichtweg erfunden.

Es offenbart ein weiteres Mal die anscheinend grenzenlose Arroganz oder wahlweise Inkompetenz der Administration Jäcke.

Was haben wir nicht schon alles erlebt? Mal wurden städtische Grundstücke am Rampenloch unter vollkommen falschen Vorzeichen entwickelt, um sie am Ende einer SPD-Genossin zuschanzen zu können. Mal scheiterte man an der Inbetriebnahme eines schlichten Brunnens am Wesertor. Mal verrechnet sich ausgerechnet das Rechnungsprüfungsamt ausgerechnet beim Rechnungsprüfen. Mal bucht der Kämmerer hemmungslos in seinen Bilanzen hin und her. Und und und …

Jetzt also: erfundene Grundstücke. Zugegeben: In einer angrenzenden Flur gibt es Flurstücke mit den Zuordnungen „85“ und „86“. Aber Tatsache ist: Von dieser angrenzenden Flur ist im „LoI“ ausdrücklich nicht die Rede.

Und was sagt die Politik dazu? Die spendiert wie immer, wenn’s um Törichtes, Schlampiges oder sonstigen Unfug geht, bereitwillig Applaus.

Kaum lag der „LoI“ auf dem Tisch, meldeten sich hochrangige Vertreter von SPD und CDU zu Wort, und verkündeten, dass sie dem Papier am kommenden Donnerstag im Stadtrat gerne den offiziellen Segen geben werden.

Darauf kann ein Bürgermeister vom Format eines Michael Jäcke vertrauen: zuverlässige Polit-Vasallen, die stets zur Stelle sind, wenn falsche Papiere und andere Dämlichkeiten abgesegnet werden müssen, für die die Bürger bezahlen.

Ich bin oft gefragt worden, ob ich eigentlich grundsätzlich gegen eine Multifunktionshalle sei. Nein, bin ich nicht.

Aber ich bin kategorisch dagegen, dass Projekte dieser Größenordnung nicht von den Klügsten einer Stadt geplant werden, sondern von Dussels und Schlampigen.

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Der „Letter of Intent“ zwischen Melitta und Stadt Minden zur geplanten Multihalle: Hier die Details!

Der „Letter of Intent“ zwischen Melitta und Stadt Minden zur geplanten Multihalle:
Hier die Details!

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Hier die Details!

HINWEIS: DIESER TEXT WURDE ÜBER DEN GESAMTEN TAG (31.08.2021) LAUFEND AKTUALISIERT UND ERGÄNZT

Autor Edgar Wilkening

Autor: Edgar Wilkening.


Dieser Beitrag ist der erste, der live vor Publikum in der „O19“, dem neuen Schaufenster-Studio von Das Herz der Stadt in der Obermarktstraße 19, entstanden ist.

Er hat es geschafft! Mindens Bürgermeister Michael Jäcke hat es hingekriegt! Pünktlich zur Ratssitzung am 9. September 2021 liegt der lange versprochene „Letter of Intent“ (LoI) zwischen der Stadt Minden und Melitta vor.

Gestern ging die Version „MFH Minden – LOI Final 30.08.21“ mit insgesamt vier Seiten Umfang als docx-Datei an die Fraktionsvorsitzenden im Mindener Rat.

Die meisten Ratsmitglieder, die in gut einer Woche darüber abstimmen sollen, dürften den Inhalt des Letter of Intent in diesem Moment vermutlich noch gar nicht kennen oder gesehen haben.

Eigentlich sollten die vier Seiten DIN A4 nach eigener Planung des Bürgermeisters schon im Frühsommer vorliegen.

Daraus wurde nix, wie Jäcke in den letzten Ratssitzungen immer wieder zähneknirschend einräumen musste: Es sei einfach noch viel zu viel zu tun und zu besprechen – deshalb sei sein eigener Zeitplan aus dem Takt geraten.

Nun denn: Hat sich das Warten gelohnt? Ist es der verheißene große Wurf geworden? Wurde der gordische Knoten rund um Kosten und Rechte der Multifunktionshalle in den Sommermonaten gelöst? Oder ist es am Ende doch der Rohrkrepierer, den viele diesem Bürgermeister zutrauen?

Damit alle Mindener Bürger sich ein Bild machen können, was da ausgeheckt wurde, werden wir hier die wesentlichen Punkte des Papiers vorstellen.

Und zwar Stück für Stück: Dieser Artikel wird über den gesamten heutigen Tag laufend aktualisiert und erweitert. Aktuell lesen, analysieren und bewerten wir das Papier – alles gleichzeitig. Und werden alle wichtigen Erkenntnisse möglichst zeitnah zur Verfügung stellen.

Es lohnt sich also, diese Seite in einem separaten Tab offen zu halten und ab und zu refresh zu drücken.

Überschrieben ist das Ganze mit „Gemeinsame Absichtserklärung (Letter of Intent), 1. Der Stadt Minden, 2. Der Unternehmensgruppe Melitta, (gemeinsam im Folgenden ‚Parteien‘)“.

Es folgt eine halbseitige Präambel, die im Wesentlichen Lobhudeleien über die erhofften Auswirkungen der geplanten Halle enthält.

"Die Stadt Minden und die Unternehmensgruppe Melitta sowie weitere Unternehmen der Mindener Wirtschaft sind sich, wie auch in früheren Finanzierungszusagen zum Ausdruck gebracht, einig über die elementare Bedeutung einer modernen Veranstaltungshalle für die Region, für die Entwicklung des rechten Weserufers und auch für den heimischen Handball-Bundesligisten GWD – aber vor allem für die Menschen dieser Stadt und der Region!"

Quelle: „Gemeinsame Absichtserklärung (Letter of Intent), 1. Der Stadt Minden, 2. Der Unternehmensgruppe Melitta“, Version „MFH Minden – LOI Final 30.08.21“ 

Wo diese „weitere(n) Unternehmen der heimischen Wirtschaft“ plötzlich herkommen und um wen es sich da konkret handeln soll: keine weiteren Angaben dazu. Auch im Kopf des LoI werden ja keine weiteren „Parteien“ benannt.

So diffus geht es weiter. Mit Blick auf die Kosten, auf die erst später im LoI eingegangen wird, mündet das schon auf der ersten Seite in das quasi religiöse Glaubensbekenntnis:

"Wir glauben fest daran, dass die Halle langfristig der Region Erträge liefern wird, die die Kosten dafür übersteigen werden."

Quelle: „Gemeinsame Absichtserklärung (Letter of Intent), 1. Der Stadt Minden, 2. Der Unternehmensgruppe Melitta“, Version „MFH Minden – LOI Final 30.08.21“

Im unteren Viertel der ersten Seite wird dann die „Projektstruktur“ beschrieben.

Das Grundstück „rechtes Weserufer“ wird die Stadt zur Verfügung stellen und sanieren. Zwar werden die exakten Flurgrundstücke genannt. Ein Gegenwert für das Grundstück und seine Nutzung wird aber nicht beziffert – geradeso, als würde das, was die Stadt hier in das Projekt einbringt, keinen eigenen Wert haben oder kostenlos sein.

Man muss das wohl als Teil gezielten Schönrechnens des Gesamtprojekts werten.

Denn wenn hier keine Zahl beziffert wird für die Nutzung des Grundstücks, kann man das auch nicht in die Gesamtkosten des Projekts hineinrechnen – was unterm Strich eine insgesamt günstigere Kostensumme bedeutet, die man der Öffentlichkeit (und den Stadtverordneten) besser verkaufen kann. Clever getrickst, Herr Bürgermeister.

Oben auf Seite 2 wird dann das „PPP-Investorenmodell“ beschrieben. Und man staunt ja, dass man solche Kürzel kennt in Minden.

„PPP“ steht für Public Private Partnership, also für die wirtschaftliche Verquickung öffentlicher und privater bzw. unternehmerischer Interessen.

Ein Modell, das im Rahmen des globalen Turbo-Kapitalismus seit Beginn der Nuller-Jahre in vielen Kommunen Anwendung fand – selten zum Vorteil der Kommunen.

Im LoI geht es bei der Beschreibung des Modells schon jetzt konfus zu. Da ist plötzlich von einem „Investor“ die Rede, der Anteile erwerben soll an einer Projektgesellschaft, die ebenfalls „Investor“ genannt wird.

Wer dieser „Investor“ ist, bleibt unklar. Handelt es sich um Melitta? Die wurden doch bis hierhin noch als „Partei“ bezeichnet, oder „Partner“, aber nicht „Investor“.

Oder handelt es sich um den kurz vorher genannten „über ein Ausschreibungsverfahren ermittelten Investor“, der das Grundstück bebauen soll?

Investoren, die über ein Ausschreibungsverfahren gesucht werden? Donnerwetter, was es alles gibt in Minden! Scheinen ja Schlange zu stehen, diese Investoren.

Und was sagt eigentlich „Partei“ Melitta dazu, wenn plötzlich ein neuer „Investor“ ins Boot steigt?

So viel Unklarheit und diffuse Begriffsverwendung lässt ahnen: Auch diese PPP dürfte womöglich nicht zum Vorteil der Kommune ausgehen.

Immerhin bei einer Zahl wird es etwas konkreter in diesem Abschnitt:

"Erste Planungen und Kostenschätzungen lassen Kosten in Höhe von 40 Mio. € zzgl. USt. erwarten."

Quelle: „Gemeinsame Absichtserklärung (Letter of Intent), 1. Der Stadt Minden, 2. Der Unternehmensgruppe Melitta“, Version „MFH Minden – LOI Final 30.08.21“

40 Millionen Euro? Kommt Ihnen die Zahl auch irgendwie bekannt vor? Sekunde! Ist das nicht die Summe, die schon vor mehreren Jahren im Zusammenhang mit dem Bau der Multifunktionshalle kolportiert wurde?

Und seitdem hat sich nix geändert? Keine Kostensteigerungen am Bau? Keine Preisanstiege im Baugewerbe? Man fragt sich, in welcher Welt der Bürgermeister lebt … Jedenfalls nicht im Hier und Jetzt offenbar.

Oder ist es eher so, dass man die Kostensumme schon immer ohne jeden Realitätsbezug geschätzt hat? Und da man weiß, dass das ganze Ding ohnehin viele Millionen teurer wird als je gedacht, kann man der Einfachheit halber gleich mit Uralt-Zahlen arbeiten? Wen juckt’s, solange der Bürger brav bezahlt.

Und täglich grüßt der Bürgermeister … Denn auch in einem weiteren Punkt hat sich nix geändert gegenüber früheren Versionen des LoI: Die Aufteilung der Kosten unter den beteiligten „Partnern“. Jawohl, hier sind keine „Investoren“ mehr im Spiel, auf Seite 2 unten heißt es ausdrücklich: „5. Finanzierung/beteiligte Partner“.

Die Stadt wird einen Betrag „i.H.v. € 10 Mio.“ einbringen. Die „Mindener Wirtschaft“ 7 Millionen Euro. Korrekt gelesen: Nicht der „Partner“ Melitta soll 7 Millionen beisteuern, sondern wieder ganz diffus „die Mindener Wirtschaft“.

Fehlen immer noch 23 Millionen Euro an 40. Wo kommen die her?

"Angestrebt wird weiterhin ein Investitionszuschuss des Kreises Minden-Lübbecke i.H.v. € 14,5 Mio."

Quelle: „Gemeinsame Absichtserklärung (Letter of Intent), 1. Der Stadt Minden, 2. Der Unternehmensgruppe Melitta“, Version „MFH Minden – LOI Final 30.08.21“

Logisch – der Kreis braucht das Geld ja nicht für die Sanierung der Kampa-Halle.

Und was dann noch fehlt, die verbleibenden 8,5 Millionen Euro, wird einfach „durch Bankdarlehen“ gedeckt. Na klar, so kommt jeder Bauherr auf 40 Millionen.

Aber mal im Ernst: Was genau ist daran neu? All diese Zahlen, auch deren Aufteilung in genau diesen Größenordnungen – all das steht seit Jahren in früheren Versionen des LoI.

Was also hat der Bürgermeister die ganze Zeit gemacht? Woran hat er so lange gewerkelt? Warum musste er seinen eigenen Zeitplan zur Vorlage des Letter of Intent über den Haufen werfen? Alles was jetzt auf dem Tisch liegt, war doch gestern schon Schnee von vorgestern.

Zwischenfrage: Sind Kreis und Stadt eigentlich vorsteuerabzugsberechtigt? Ansonsten passen die Summen da oben nämlich schon jetzt vorne und hinten nicht zusammen – denn sie sind ja ausdrücklich zuzüglich der gesetzlichen Mehrwertsteuer in Höhe von (aktuell) 19 % geschätzt.

Bei Netto-Baukosten von 40 Millionen machen 19 Prozent immerhin 7,6 Millionen Euro. Die fehlen schon jetzt in der Milchmädchen-Rechnung des Bürgermeisters.

Wer wird den Fehlbetrag denn zahlen? Der Bürgermeister aus seiner Pension? Die „Gemeinnützige Michael-Jäcke-Stiftung für sportlich kalkulierte Sporthallen“?

Dieser Letter of Intent ist so zusammengeschludert – er wirft deutlich mehr Fragen auf als er zu beantworten vorgibt.

Noch ein paar weitere Eckdaten: Die Bauzeit der Halle soll nicht länger als zwei Jahre dauern. Die Kampa-Halle soll mit Eröffnung der Multihalle geschlossen werden für Veranstaltungen. Der Letter of Intent hat für keine der beiden Seiten rechtliche Bindung – also noch weniger für „Investoren“ oder „die Mindener Wirtschaft“.

Und dann der entscheidende Punkt: die eventuellen, also jetzt schon sicheren Kostensteigerungen. Dieses Thema wird als letzter Punkt des LoI auf Seite vier im oberen Drittel behandelt.

Falls vor Baubeginn absehbar sein sollte, dass der Kostenrahmen von 40 Millionen Euro nicht ausreichen sollte – was faktisch heute schon der Fall ist –, wollen die „Parteien“ versuchen eine Verständigung über die Anpassung der Projektausführung (faktisch also ein Downgrading der Halle) oder der Finanzierungsstruktur (faktisch also mehr Geld bezahlen) verständigen.

Und dann der letzte Satz im LoI, der im Grunde schon ab heute gültig ist:

"Können sich die Parteien nicht binnen von 6 Monaten über eine Budget- bzw. Projektanpassung verständigen, so gilt das Projekt sowie dieser Letter of Intent als beendet."

Quelle: „Gemeinsame Absichtserklärung (Letter of Intent), 1. Der Stadt Minden, 2. Der Unternehmensgruppe Melitta“, Version „MFH Minden – LOI Final 30.08.21“

Eine Budget- oder Projektanpassung ist so sicher wie die nächste Kommunalwahl im Jahr 2025. Warum spricht man also nicht schon heute über diesen Punkt?

Nochmal: Was hat der Bürgermeister die ganzen Monate gemacht außer Urlaub und grinsende Gesichter?

Was sind das für blutige Amateure, die so etwas Hingeschludertes allen Ernstes den Ratsmitgliedern zur Entscheidung vorlegen?

Denn die sind am 9. September jetzt mächtig in der Bredouille: Friss oder stirb!

Entweder sie segnen dieses Uralt-Machwerk ab – und machen sich damit mitschuldig, jeder einzelne!, an einem Projekt, das schon jetzt alle Warnlampen knallrot aufleuchten lässt.

Oder sie lehnen das Machwerk ab: Dann ist das Projekt Multihalle in Minden wohl für immer gestorben.

Warum gibt man in Minden Projekte dieser Größenordnung immer wieder in die Hände von Dussels? Warum zieht man keine geeigneten Experten hinzu? Warum müssen am Ende immer die Bürger für derlei Unsinn bezahlen?

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Autor Edgar Wilkening

Autor: Edgar Wilkening.

„Hat er das wirklich so gesagt?“ Eine der häufigsten Reaktionen, die mich erreichten auf meinen Artikel über das „Monster von Minden“: die monströse Aufzug-Konstruktion für die Martinitreppe.

Hat er das wirklich so gesagt, der Beigeordnete für Städtebau Lars Bursian: dass diese Konstruktion „das Logischste“ und „das Einfachste“ ist? Beide Formulierungen ausdrücklich im Superlativ, um den Stadtverordneten quasi Alternativlosigkeit zu suggerieren?

Bei Das Herz der Stadt halten wir uns strikt an Wahrheit und Tatsachen. Deshalb schauen wir an dieser Stelle nochmal genau in die wortgetreue Niederschrift der Sitzung des „Ausschuss für Stadtentwicklung und Bauen“ vom 23. Juni 2021, die wir hier vorliegen haben. Darin heißt es:

„Am Ende war es so, dass diese Variante einfach überzeugt. Und einfach das Logischste ist zum Thema Barrierefreiheit und das Einfachste."

Quelle: Lars Bursian, Baubeigeordneter der Stadt Minden in der Sitzung des „Ausschuss für Stadtentwicklung und Bauen“ am 23. Juni 2021 im Ständersaal des Preußenmuseums. Unverändertes Originalzitat.

Dass die Pläne keineswegs so quasi alternativlos sind, wie Mindens zweithöchster Bauherr es gerne suggerieren möchte, hatten wir hier schon unter Beweis gestellt – schlicht und einfach dadurch, dass wir zwei mögliche Alternativen vorgestellt haben.

Und Dutzende weiterer Alternativen sind denkbar!

Vorausgesetzt man ist es überhaupt gewohnt, in Alternativen zu denken. Aber genau das scheint in Mindens Verwaltung nicht sonderlich verbreitet oder wertgeschätzt zu sein.

Wir haben Dokumente gefunden, die belegen, dass in punkto Martini-Aufzug von amtlicher Seite offenbar schon seit Jahren dem „alternativlosen Denken“ gefrönt wird.

Schauen Sie mal unten: Ausschnitt aus der „Sitzungsdrucksache 201/2018“ der Stadt Minden, erstellt mit Datum vom 26. November 2018 für die Sitzung des „Ausschuss für Bauen, Umwelt und Verkehr“ am 5. Dezember 2018. Es macht einen sprachlos, wenn man das liest …

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ew@dasherzderstadt.de

Ausschnitt aus Sitzungsdrucksache Stadt Minden
Ausschnitt aus Sitzungsdrucksache

Quelle: „Sitzungsdrucksache 201/2018“ der Stadt Minden, erstellt am 26. November 2018 für die Sitzung des „Ausschuss für Bauen, Umwelt und Verkehr“ am 5. Dezember 2018. Oberer Ausschnitt von Seite 1; unterer Ausschnitt von Seite 3. Gelbe Hervorhebungen durch den Autor.

„Alternativen: keine“. Schon 2018 wurde also „alternativlos“ über den Fahrstuhl gesprochen – amtlich dokumentiert.

Es verdeutlicht auch: Hier ging es nie darum, eine kluge, eine sinnvolle, eine bestmögliche Lösung zu finden für ein Problem („Barrierefreiheit herstellen“). Es ging immer nur darum, dass irgendjemand unbedingt einen Fahrstuhl wollte.

Irgendwelche Alternativen dazu? Kategorisch ausgeschlossen! Schon das Denken darüber wird verweigert.

So viel Engstirnigkeit, so viel Borniertheit, so viel fußstampfendes „Ich will, ich will, ich will aber meinen Fahrstuhl, Menno!“ – das kann man ja für ostwestfälische Folklore halten. Aber es manifestiert letztlich den Stillstand: das immer weitere Abgehängtwerden der Stadt Minden im Wettbewerb mit anderen Städten.

Und schauen Sie mal, wer die Sitzungsdrucksache am Ende signiert hat und dafür verantwortlich zeichnet. Es ist immer wieder der gleiche Name, der auftaucht, wenn in Minden zweifelhafte politische Entscheidungen in Beton gegossen werden sollen.

Es ist genau diese Art alternativloses Denken, die die Administration Jäcke und insbesondere den Fachbereich Bauen/Stadtentwicklung auszeichnet.

Dieser fehlende Wille, Alternativen überhaupt in Erwägung zu ziehen: Er zeichnete schon die Neuplanung des Areals am Rampenloch aus, wo der Baubeigeordnete vom ersten Tag an „Wohnen“ proklamierte – ohne Alternativen, die einen deutlich höheren Nutzen für die Stadt hätten stiften können, überhaupt in Erwägung zu ziehen.

Keinerlei Alternativen zu bedenken – das offenbart ein fatales, ein gefährliches Mindset, das die Bürger viel Geld kosten dürfte. Denn die gewaltigen Zukunftsaufgaben, die der Stadt bevorstehen, lassen sich so kaum bewältigen – erst recht nicht wirtschaftlich.

Der aktuelle Vertrag des Baubeigeordneten, der 2015 für acht Jahre bestellt wurde, läuft 2023 aus.

Höchste Zeit, in Minden endlich in klugen Alternativen zu denken. In jeder Hinsicht.

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Autor Edgar Wilkening

Edgar Wilkening ist Initiator von Das Herz der Stadt. Sie erreichen den Autor per Mail an:
ew@dasherzderstadt.de

Darauf haben viele gewartet – jetzt steht es fest: Das Herz der Stadt geht den Schritt vom Digitalen ins echte Leben. Wir gehen in die Innenstadt und öffnen die Tore zum Herz der Stadt – direkt in Mindens Fußgängerzone.

Na, wenn das keine guten Nachrichten sind! Die Verträge sind unterzeichnet, die Tinte ist trocken. Jetzt dauert’s nur noch wenige Tage, bis die ersten Dinge sichtbar werden.

Das wird ein Fest!

… ach, was sage ich: eins? Das wird jeden Tag ein Fest für Freunde des Hauses und alle, die es werden wollen. Ein wochenlanges Fest mit Lesungen, Theater, Musik, mit Diskussionsrunden, Ausstellungen und vielen, vielen abgefahrenen Aktionen.

Die urbane Transformation bekommt endlich auch in Minden echten Rückenwind. Und zwar direkt aus der Bürgerschaft. Stay tuned! Es sind aufregende, bunte, vielfältige, heitere und kreative Monate, die auf uns zukommen.

Wir freuen uns schon auf unsere Nachbarn – und auf eine inspirierende Zeit!

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Clever & günstig: Zwei echte Alternativen zum monströsen Martini-Fahrstuhl

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Autor Edgar Wilkening

Autor: Edgar Wilkening.
Entwickelt seit über dreißig Jahren strategische Konzepte für Marken, Unternehmen und Institutionen. Wurde dutzendfach mit Awards ausgezeichnet für herausragende Arbeiten.

Knapp achtzehn Meter hoch, mit einem dreißig Meter langen Schwanz, der als Brücke dienen soll: Es ist ein monströses Bauwerk, dieser Aufzug, den die Stadtverwaltung Minden an der Martinitreppe plant.

Das „Monster von Minden“, es wird die historische Stadtsilhouette für immer verändern – unter dem Vorwand der „Barrierefreiheit“.

Ein Koloss aus Stahl, Glas und Beton für Millionen von Euro – und Mindens Baubeigeordneter Lars Bursian versteigt sich bei der Vorstellung des Plans im Ausschuss für Stadtentwicklung und Bauen am 23. Juni 2021 zu der Aussage, dass dieses Projekt (Original-Zitat) „einfach das Logischste ist zum Thema Barrierefreiheit und das Einfachste“.

Der Mann könnte kaum falscher liegen. Wieder mal.

Es ist eine der vielen Unwahrheiten, die die Projekte des Baubeigeordneten begleiten. Mal behauptet er öffentlich, alles sei „völlig offen“ bei einem Innenstadtgrundstück – obwohl er von früheren Weggefährten längst einen kleinkarierten Plan hat stricken lassen, der seine Vorstellungen erfüllt.

Dann wieder lässt er in eine Sitzungsvorlage schreiben, der Stadt Minden würden keine finanziellen Auswirkungen entstehen, wenn sie entscheidet, ein Grundstück knapp 500.000 Euro unter Kaufpreis an eine profitorientierte Immobilienfirma abzugeben. Und so weiter und so weiter …

Jetzt also das Monster von Minden als „das Logischste“ und „das Einfachste“ (ausdrücklich im Superlativ!) beim Thema Barrierefreiheit.

Mag sein, dass man Stadtverordneten so einen Quatsch erzählen kann und sie daran glauben – einfach, weil sie daran glauben wollen (wenn zeitgleich zur Ausschuss-Sitzung die deutsche Nationalmannschaft im entscheidenden EM-Gruppenspiel gegen Ungarn steht und der Ausschuss-Vorsitzende schon drängelt).

Aber hier bei Das Herz der Stadt kommt man mit derart kruden Thesen nicht durch. Deshalb haben wir uns hingesetzt und Alternativen entwickelt zum monströsen Plan der Stadtverwaltung.

Zwei Vorschläge für Barrierefreiheit an der Martinitreppe, die wirklich „logisch“ und „einfach“ sind (wir verzichten hier auf den Superlativ). Und die wir hiermit offiziell in die politische Diskussion einbringen.

Aus bürgerschaftlichem Engagement: Weil wir der Überzeugung sind, dass wir als Gesellschaft es nicht zulassen dürfen, die Zukunft unserer Städte uninspirierten Betonköppen oder windigen Lügenbaronen zu überlassen.

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ew@dasherzderstadt.de

Darauf bauen wir: Unser strategisches Pflichtenheft

Barrierefreiheit

Es ist das oberste Ziel: Barrierefreiheit herstellen – insbesondere zwischen Ober- und Unterstadt.

Stadtbild bewahren

Möglichst keine irreparablen Schäden am Stadtbild verursachen und höchstens minimale Eingriffe.

0

Hohe Anpassbarkeit

Möglichst flexibel bleiben: anpassbar an den Stadtraum und an ganz unterschiedliche Bedarfe.

Low-Tech

Robuste Low-Tech-Lösungen bevorzugt vor wartungsintensiven High-Tech-Lösungen.

Kostengünstig

Mit möglichst geringen Investitions- und Wartungskosten realisierbar.

Regionale Wirtschaft

Sofern Ausgaben erforderlich sind, sollte das Geld möglichst vor Ort eingesetzt und regional investiert werden.

Ohne kluges Anforderungsprofil läuft jede lösungsorientierte Arbeit Gefahr, am eigentlichen Ziel vorbeizuschießen. Anders gesagt: Wer zum falschen Werkzeug greift, macht meist mehr kaputt als er zu lösen glaubt.

Legen Sie das obige Pflichtenheft mal an den geplanten Martini-Aufzug an. Dann kommt man sehr schnell zu einem desaströsen Ergebnis für die Planer.

BARRIEREFREIHEIT?
Ja, der Aufzug stellt Barrierefreiheit her – das war’s dann aber auch schon. Die weiteren fünf Kriterien erfüllt der Aufzug nämlich nicht.

STADTBILD?
Mit seinen Fundamenten, Aufbauten und der Brücke schafft der Aufzug Fakten aus Stahl, Glas und Beton, die sich irreversibel ins Erscheinungsbild der Stadt einbrennen. „Nondestruktiv“ geht jedenfalls anders.

ANPASSBARKEIT?
Auch Flexibilität ist nicht seine Stärke: Ein Aufzug kann eben nur rauf- und runterjodeln – mehr nicht. Und er steht festzementiert an einer Stelle. Anpassbarkeit an den Stadtraum oder an wechselnde Bedarfe? Fehlanzeige.

LOW-TECH?
Dieser Fahrstuhl wird ingenieurtechnisches High-Tech – und damit extrem störungsanfällig und wartungsintensiv. Nicht umsonst schätzt die Stadt die jährlichen Wartungskosten auf 165.000 Euro – falls die denn reichen.

INVESTITIONSKOSTEN?
Mehr als drei Millionen Euro Kosten – was im Mindener Bauamts-Jargon so viel bedeutet wie „vermutlich eher sechs Millionen“. Ein Schnäppchen wird dieser Fahrstuhl jedenfalls nicht.

REGIONALE WIRTSCHAFT?
Aufzughersteller wie Otis, Kone oder Thyssen-Krupp, die in der Lage wären ein solches Objekt zu realisieren, sind internationale Konzerne. Das Geld der Steuerzahler fließt also aus Minden ab nach Amerika oder in die Taschen von Aktionären – die heimische Wirtschaft geht weitgehend leer aus.

Concierge-Service an der Martinitreppe
Alternative 1: Persönlicher Concierge-Service

Wenn ein Mensch Hilfe braucht zwischen Oberstadt und Unterstadt: Was liegt näher, als ihm einen leibhaftigen Mensch an die Seite zu stellen?

Unsere Alternative 1: Wir richten einen persönlichen Concierge-Service ein. Ein, zwei Damen oder Herren in markanten Uniformen, die unten am Markt und oben am Martini-Kirchhof bereitstehen und jedem, der Schwierigkeiten mit der Treppe hat, helfen.

Ob anpacken beim Kinderwagen-Hochtragen, volle Einkaufstasche vom Markt runtertragen oder persönliche Stütze beim Treppensteigen: Die Concierges sind zur Stelle und haben immer eine Lösung. Und sei es, dass sie den Rollifahrer über die Opferstraße nach oben begleiten oder sogar schieben.

Einen persönlichen Schnack zum Wetter oder den neuesten Tratsch aus der Stadt gibt’s immer noch obendrauf. Freundliche Assistenten, die anpacken, wo es nötig ist. Service par excellence.

FREUNDLICHE ASSISTENTEN, DIE ANPACKEN, WO ES NÖTIG IST

Dafür braucht es keine stählernen Aufbauten, keine tonnenschweren Fundamente. Schon mit vier Festangestellten lässt sich solch ein Service in einer Rumpfversion herstellen. Investitionskosten: geschätzte 30.000 Euro für Kleidung und Schulung. Ein Witz im Vergleich zu den Millionen, die der Baubeigeordnete gerne für sein Monstrum verschleudern will.

Ein jährliches Gehalt von sagen wir mal: 40.000 Euro pro Concierge würde vier Familien in der Region ein wirtschaftliches Auskommen sichern. Und ergäbe in Summe einen Betrag von 160.000 Euro Lohnkosten per anno – also unter dem, was die Stadt allein an Wartungskosten beim Fahrstuhl schätzt.

Für Winter- und Schlechtwetterphasen sollten Unterstellmöglichkeiten für die Concierges geschaffen werden. Außerdem ein System zum Anfordern „nach oben“ oder „nach unten“ für bedarfsschwache Zeiten, in denen nur ein Concierge Dienst hat. Alles überschaubare Invests.

Hübscher Nebeneffekt: durch pure Anwesenheit der Concierges keine dunklen Urinierecken hinterm Fahrstuhl, keine Verwahrlosung an der Martintreppe. Allein die aufmerksame Präsenz der Assistenten sorgt für ein angenehmes, sicheres Gefühl in der Innenstadt.

O Minden, Du kannst so wunderschön sein, wenn Du nicht auf Deine Betonköppe hörst!

Minibus-Shuttle an der Martinitreppe
Alternative 2: Hin und her per Minibus-Shuttle

Ein Fahrstuhl kann nur rauf und runter – ein Shuttle-Bus dagegen fährt kreuz und quer durch die Stadt und hin und her.

Unsere Alternative 2 zum Aufzug: Wir schaffen einen Bus-Shuttle zwischen Markt und Martini-Kirchhof.

Mini-Busse wie der oben in der Abbildung fahren heute in vielen europäischen Städten. Es gibt sie in diversen Größen und Ausstattungen. Bewährte, ausgereifte Technologie auf Elektrobasis, für die keine monströsen Türme oder Brücken errichtet werden müssen.

Der Fahrer bzw. die Fahrerin ist bei Bedarf behilflich beim Zustieg mit Kinderwagen, Fahrrad, Rollator o.ä.

Und dann geht die Fahrt los – immer im Kreis herum: vom Markt über die Opferstraße hoch zum Martini-Kirchhof, von da weiter über die Kampstraße, Hufschmiede runter und zurück über den Scharn zum Markt.

Besonderer Clou: Während der millionenschwere Fahrstuhl des Baubeigeordneten gerade mal zwei Zustiegsmöglichkeiten hat (nämlich eine unten, eine oben), hält der Shuttle-Bus an diversen Stationen und bietet auf seiner Route zahlreiche Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten.

Mehr noch: Der Shuttle-Bus kann sogar mehrere Routen bedienen. Zum Beispiel Route A wie oben beschrieben – und Route B ab der Hufschmiede über die Bäckerstraße bis zum Wesertor und von dort über den Domhof zurück zum Markt. So geht echte Barrierefreiheit! Statt für zig Millionen einfach nur rauf und runter.

RICHTIGE BARRIEREFREIHEIT – STATT BLOSS RAUF UND RUNTER

Die Kosten für solche Mini-Busse variieren je nach Größe und Ausstattung. Legen wir 120.000 Euro pro Stück zugrunde – das ist solides Mittelmaß. Und gönnen wir uns zwei Stück davon.

Mit ein bisschen Infrastruktur für Ladestationen, Routenschilder etc. sind wir dann bei geschätzten 400.000 Euro (ohne Lohnkosten) für ein voll funktionsfähiges System, das die gesamte Innenstadt bedienen kann.

Herr im Himmel: 400.000 Euro! Das ist etwa die Summe, die der Baubeigeordnete allein den Architekten überweisen muss in den verschiedenen Leistungsstufen seiner Rauf-runter-Apparatur.

Die Minibusse verursachen jährlichen Wartungsaufwand von geschätzt 30.000 Euro. Außerdem brauchen wir drei Fahrzeugführer mit Berechtigung zur Personenbeförderung. Legen wir da 60.000 Euro pro Jahr zugrunde, kommen wir auf 180.000 Euro Lohnkosten plus 30.000 Wartungsaufwand – macht circa 210.000 Euro gesamt.

Allein für die Baukosten des Fahrstuhls von über 3 Millionen Euro liesse sich das Shuttle-System für die komplette Innenstadt also mehr als fünfzehn Jahre lang bewirtschaften.

O Minden, Du kannst so einladend und hinreißend sein, wenn Du endlich Deine Betonköppe vor die Tür setzt!

Zeit für ein Fazit

Halten wir mal fest: Der Concierge-Service ebenso wie der Minibus-Shuttle – beide Konzepte sind flexibel anpassbar. Bei steigendem Bedarf lassen sie sich leicht ausbauen: acht Concierges können mehr Personen begleiten als vier. Und vier Shuttle-Busse haben eine höhere Kapazität als zwei.

Selbst wenn man die oben geschätzten Kosten höher veranschlagt – selbst wenn man sie verdoppeln würde! –, beide Vorschläge blieben bei den Kosten weit hinter dem monströsen Fahrstuhl-Konzept.

Beide Konzepte fügen sich in den Stadtraum und vermeiden betongewordene, irreparable Schäden in der Innenstadt. Beide bieten die Chance, den tatsächlichen Bedarf an der Martinitreppe überhaupt erst einmal zu eruieren.

Denn das ist bis heute noch nicht gemacht worden: den Bedarf ermitteln. Wie viele Menschen brauchen tatsächlich Hilfe an der Martinitreppe? Wie sieht der Bedarf ganz konkret aus?

Sollte sich nach zwei, drei Jahren herausstellen, dass der Bedarf weder von Concierges noch von Shuttle-Bussen gedeckt werden kann, man könnte immer noch die Betonmischer bestellen und die Martinitreppe in Stahl und Glas versenken.

Aber was vielleicht das Entscheidende bei alledem ist: Wer den Mindener Stadtverordneten einreden will, die Aufzug-Lösung sei „das Logischste“ und „das Einfachste“ zum Thema Barrierefreiheit – der sagt ganz eindeutig etwas, das nicht wahr ist.

Verwaltungsangestellte, die mit unwahren Aussagen operieren, um Stadtpolitik unter Druck zu setzen und millionschwere Entscheidungen durchzudrücken, agieren nicht zum Wohl der Stadtgesellschaft, sondern verfolgen offenbar andere Interessen.

Betonköppe denken eben in Beton – und nicht in sinnvollen, klugen Lösungen.

Eine Stadt, die ihre Zukunft vorausschauend und klug gestalten will, ist gut beraten, sich nicht von Betonköppen vorführen zu lassen. Nicht, wenn es um Barrierefreiheit geht – und auch nicht bei anderen Projekten.

O Minden, Du hast so viel Potenzial, so viele Möglichkeiten! Wann fängst Du an, das zu nutzen – statt Dich immer wieder vorführen zu lassen …


 

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