Martini-Fahrstuhl im großen Vergleichs-Check: Wie gut schneidet das Konzept gegen Alternativen ab?

Martini-Fahrstuhl im großen Vergleichs-Check:
Wie gut schneidet das Konzept gegen Alternativen ab?

Martini-Fahrstuhl im großen Vergleichs-Check:
Wie gut schneidet das Konzept gegen Alternativen ab?

Autor Edgar Wilkening

Autor: Edgar Wilkening.
Entwickelt seit über dreißig Jahren strategische Konzepte für Marken, Unternehmen und Institutionen. Wurde dutzendfach mit Awards ausgezeichnet für herausragende Arbeiten.

Der geplante Fahrstuhl an Mindens Martinitreppe – vor Kurzem war er noch „das Einfachste“ und „das Logischste“. Mindens Baubeigeordneter Lars Bursian bemühte ausdrücklich den doppelten Superlativ, als er den Entwurf am 23. Juni 2021 im Ausschuss für Stadtentwicklung und Bauen vorstellte.

Allerdings währte der Segen des doppelten Superlativs nicht allzu lange. Dem Herz der Stadt liegt eine E-Mail aus dem Rathaus vom 13. September 2021, 17:29 Uhr an den „Ältestenrat“ der Stadt Minden vor. Darin spricht der Baubeigeordnete Bursian plötzlich von „unqualifizierten Vorschlägen“, die es im Zusammenhang mit der Martinitreppe gebe.

Unqualifiziert? Hartes Urteil!

Welche Vorschläge er damit meint, geht aus der E-Mail nicht hervor. Aber wir wollten es genau wissen. Denn demnächst müssen sich Mindens Stadtverordnete mit dem Thema Martinitreppe befassen.

Deshalb haben wir den doppelsuperlativen Fahrstuhlentwurf einfach mal ins Verhältnis gesetzt zu zwei Vorschlägen, die wir selbst im Sommer 2021 als Alternativen vorgelegt hatten: einen Concierge-Service und einen Minibus-Shuttle, die beide ebenfalls in der Lage wären zu helfen, den Höhenunterschied zwischen Markt und Oberer Altstadt zu meistern.

Concierge-Service an der Martinitreppe

Vorschlag 1 von Das Herz der Stadt
Der Concierge-Service

Wenn ein Mensch Hilfe braucht zwischen Oberstadt und Unterstadt: Was liegt näher, als ihm einen leibhaftigen Mensch an die Seite zu stellen?

Vorschlag: Wir richten einen persönlichen Concierge-Service ein. Ein, zwei Damen oder Herren in markanten Uniformen, die unten am Markt und oben am Martini-Kirchhof bereitstehen und jedem, der Schwierigkeiten mit der Treppe hat, helfen.

Einen persönlichen Schnack zum Wetter oder den neuesten Tratsch aus der Stadt gibt’s immer noch obendrauf. Freundliche Assistenten, die anpacken, wo es nötig ist. Service par excellence.

Minibus-Shuttle an der Martinitreppe

Vorschlag 2 von Das Herz der Stadt
Der Minibus-Shuttle

Wir schaffen einen Bus-Shuttle zwischen Markt und Martini-Kirchhof. Mini-Busse fahren heute in vielen europäischen Städten. Es gibt sie in diversen Größen und Ausstattungen. Bewährte, ausgereifte Technologie auf Elektrobasis.

Der Fahrer bzw. die Fahrerin ist bei Bedarf behilflich beim Zustieg. Und dann geht’s los – immer im Kreis herum: vom Markt über die Opferstraße hoch zum Martini-Kirchhof, von da weiter über Kampstraße, Hufschmiede runter und zurück über den Scharn zum Markt.

Der Bus hält an vielen Stationen und bietet zahlreiche Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten. Er kann sogar mehrere Routen bedienen: ab Hufschmiede über die Bäckerstraße bis zum Wesertor und von dort über den Domhof zurück zum Markt.

Verglichen haben wir die Vorschläge in acht verschiedenen Kategorien:

    • Investitionsvolumen Wie hoch sind die Investitionskosten?
    • Höhe der Unterhaltskosten Wie hoch sind die laufenden/jährlichen Kosten?
    • Regionalität Bleibt das Geld in der Region oder fließt es ab?
    • Ressourcen-Verbrauch Wie hoch ist der Einsatz klimaschädlicher Ressourcen?
    • Gebietsausweitung Lässt sich das System auf weitere Teile der Innenstadt anwenden?
    • Schwere des Eingriffs Wie massiv wird das historische Bild der Stadt verändert?
    • Möglichkeit zum Testbetrieb Wie gut lässt sich das Konzept testweise mal ausprobieren?
    • Rückbaubarkeit Wie einfach ließe sich das Ganze im Zweifelsfall rückgängig machen?

Allesamt wichtige Aspekte, die natürlich auch die Stadtverordneten des Mindener Rat stets im Auge haben. Darum haben wir das Ergebnis in leicht verständlichen Infografiken aufbereitet. Und sind gespannt, welcher Vorschlag sich da im Sinne des Baubeigeordneten Bursian als „unqualifiziert“ erweist.

Auf geht’s – der Martini-Fahrstuhl im großen Vergleichs-Check!

1. Wie hoch sind die  Investitionskosten im Vergleich?
Grafik: Höhe des Investitionsvolumens

Der Investitionsaufwand für den Martini-Fahrstuhl wurde im Sommer 2021 mit um die drei Millionen Euro beziffert. Wahrscheinlich dürfte der tatsächliche Betrag zwischenzeitlich deutlich höher liegen. Auf jeden Fall ein Multi-Millionen-Projekt. Dagegen nehmen sich der Concierge-Service und der Shuttle-Bus geradezu harmlos aus mit den dafür erforderlichen Investitionssummen (die hier grob kalkuliert wurden). Unter allen drei Vorschlägen der unqualifizierteste, weil mit weitem Abstand teuerste: die Fahrstuhl-Lösung.

2. Wie hoch sind die  laufenden Kosten im Vergleich?
Grafik: Höhe der laufenden Kosten

Die Betriebskosten für den Fahrstuhl wurden im Sommer 2021 mit gut 160.000 Euro pro Jahr beziffert. Auch dieser Betrag dürfte zwischenzeitlich höher ausfallen. Laufende Kosten ergeben sich natürlich auch beim Concierge-Service, vor allem für Gehälter. Bei vier Concierges mit je 40.000 Euro Gehaltskosten käme man damit auf eine ähnliche Summe wie beim Fahrstuhl. Beim Shuttle-Bus schlägt das Gehalt für etwa anderthalb Stellen für Fahrer mit Personenbeförderungslizenz zu Buche (sofern man nicht auf selbstfahrende Fahrzeuge setzt, was allerdings den Investitionsaufwand erhöhen würde). Außerdem Kosten für Betriebsmittel und Wartung. Unterm Strich liegen alle drei Vorschläge etwa gleichauf. Kein deutlich herausstechender Sieger in der Kategorie „Laufende Kosten“.

3. Wieviel des Geldes bleibt in der Region im Vergleich?
Grafik: Wie viel des Geldes bleibt in der Region?

Wo fließt das Geld hin, das die Stadt Minden ausgibt? Beim Fahrstuhl kann ein Teil der Bauarbeiten eventuell von regionalen Bauunternehmen ausgeführt werden. Aber die Fahrstuhltechnik und der damit verbundene Wartungsaufwand wird voraussichtlich an börsennotierte Unternehmen wie Thyssen-Krupp abfließen oder sogar an amerikanische wie Otis. Es bleibt jedenfalls nicht in der Region. Die Ausgaben beim Concierge-Service bestehen vor allem aus Gehältern. Sie blieben in der Region und würden z.B. vier Familien über Jahre ein Auskommen ermöglichen. Der Shuttle-Bus käme sicherlich von einem internationalen Hersteller, aber auch hier blieben die Fahrergehälter über die Jahre in der Region. „Unqualifiziert“ im Hinblick darauf, ob das Geld in der Region bleibt: das Fahrstuhlkonzept.

4. Wie hoch ist der Ressourcen-Verbrauch im Vergleich?
Grafik: Verbrauch von Ressourcen

Für Städte, die sich „klimafreundlich“ nennen wollen, ein ganz entscheidender Faktor: Wie viele Ressourcen werden verbraucht? Da ergibt sich für den Fahrstuhl eine verheerende Bilanz. Die Mengen an Glas, Stahl, Beton und darin verbauter sogenannter „grauer Energie“ sind immens. Insbesondere im Vergleich zu den paar schmucken Uniformen und alle halbe Jahr mal neue Schuhsohlen, die der Concierge-Service benötigen würde. Auch ein Shuttle-Bus besteht aus Stahl und mehr. Allerdings sind die verbauten Mengen in einem Minibus ein Witz im Vergleich zu einem siebzehn Meter hohen Fahrstuhl-Turm mit weiteren dreißig Meter Brücke. Unqualifiziertester Vorschlag in der Kategorie „Ressourcen-Verbrauch“: erneut mit Abstand das Fahrstuhl-Projekt.

5. Wie gut lässt sich der Wirkungskreis erweitern im Vergleich?
Grafik: Erweiterbarkeit des Wirkungskreises

Ein Fahrstuhl kann nur rauf und runter – mehr nicht, das dicke, dumme Ding. Sein Wirkungsradius ist exakt auf die Position beschränkt, an der er steht. Erweiterbarkeit auf andere Bereiche der Innenstadt? Fehlanzeige. Wie anders der Concierge-Service. Der ist nicht zwingend an die Martinitreppe gebunden, sondern könnte auch an der Opferstraße zum Einsatz kommen, oder an der Hufschmiede. Und mehr noch der Shuttle-Bus: Er könnte verschiedene Routen bedienen – nicht nur zwischen Markt und Oberstadt, sondern auch bis zum Wesertor und wieder zurück. Maximale Erweiterbarkeit in der gesamten Innenstadt. Und der Fahrstuhl schneidet schon wieder als „unqualifiziert“ ab.

6. Wie gravierend ist der Eingriff ins Stadtbild im Vergleich?
Grafik: Schwere des Eingriffs ins Stadtbild

Wie gravierend ist der Eingriff ins Stadtbild? Der Fahrstuhl wird von der Martinitreppe aus die Sicht auf das historische Rathaus verbauen – und die Blickachse zur Martinitreppe vom Markt aus massiv beeinträchtigen. Wie wohltuend dagegen die Concierges. Sie tragen dezente, schmucke Uniformen und fügen sich damit in das historische Stadtbild ein. Der Minibus ist natürlich sichtbar, aber da er meist unterwegs ist, beeinträchtigt er das Stadtbild niemals dauerhaft und nicht massiv. Grandios unqualifiziert in dieser Kategorie: nochmal der Fahrstuhl. 

7. Wie gut lässt sich das Konzept testweise ausprobieren im Vergleich?
Grafik: Möglichkeit des Testbetriebs

Wie schnell und unkompliziert lässt sich testen, ob eine Lösung funktioniert oder nicht – ohne sich gleich alles zu verbauen? Schließlich gibt es für die Gesamtplanung keinerlei valide Daten. Niemand weiß, ob es einen echten Bedarf gibt – oder nicht. Deshalb wäre Ausprobieren und Testen ein kluges Gebot der Stunde – um anschließend aufgrund von Erfahrungswerten zu entscheiden, wie man verfahren will. Den Concierge-Service könnte man jederzeit ohne Probleme ein paar Wochen oder Wochenenden lang testen mit ein paar Leuten – ohne sich etwas kaputt zu machen. Einen Minibus könnte man ein halbes Jahr anmieten und ausprobieren. Nur der Fahrstuhl – den müsste man erst in Beton gießen und aufbauen mit allem Drum und Dran, um ihn auszuprobieren. Für eine Testphase: vollkommen unqualifiziert.

8. Wie hoch ist der Aufwand für eventuellen Rückbau im Vergleich?
Grafik: Aufwand für eventuellen Rückbau

Und was, wenn sich eines Tages rausstellen sollte, dass die gewählte Lösung nicht mehr gebraucht wird? Sei es, weil der Bedarf doch nicht da ist oder sich die Dinge geändert haben? Wie aufwändig wäre es dann, alles wieder ungeschehen zu machen? Die Uniformen der Concierges werden einfach in den Schrank gehängt und fertig. Der Minibus kann anders genutzt oder weiter verkauft werden. Alles ganz einfach. Nur der Fahrstuhl wird Millionen und Abermillionen verschlingen, um ihn irgendwie wieder aus dem Stadtbild zu entfernen. In punkto Rückbau-Möglichkeit also nochmal: unqualifiziert.

Klares Ergebnis im großen Vergleichs-Check

Jawohl, der Baubeigeordnete Bursian hat in seiner oben genannten E-Mail vollkommen recht: Es gibt tatsächlich Vorschläge, die unqualifiziert sind.

Allerdings ist der unqualifizierteste Vorschlag? Ausgerechnet der, den der Baubeigeordnete selbst präferiert. Und den er den Stadtverordneten im Sommer 2021 noch als „das Einfachste“ und „das Logischste“ unterjubeln wollte.

In Wahrheit ist der Fahrstuhl die mit Abstand teuerste, unflexibelste und klimaschädlichste Lösung, die sich an der Martinitreppe denken lässt.

In keiner einzigen Kategorie hat der Fahrstuhl die Nase deutlich vorn. Oder wenigstens knapp, ganz knapp vorn! Nicht mal das.

Auch nicht, wenn der Einwand kommt, der Fahrstuhl würde immerhin rund um die Uhr laufen, sozusagen 24/7. Genau das ist nämlich nicht vorgesehen. Abends wird er geschlossen, morgens geöffnet. Dafür ist extra ein „Schließservice“ im Kostenbudget eingeplant.

Die Stadtverordneten der Stadt Minden sind gut beraten, all das im Blick zu haben und alle Alternativen gründlich unter die Lupe zu nehmen, wenn sie demnächst über die beste Lösung für die Martinitreppe befinden. Sie dürfen dann gerne unter Beweis stellen, wie klug sie entscheiden. Das Herz der Stadt wird ihnen dabei jedenfalls sehr genau zuschauen.

Sie sind der gleichen Meinung wie der Autor? Sie sind ganz anderer Meinung? Oder haben Sie weiterführende Infos zum Thema? Schreiben Sie es unten in die Kommentar-Spalte. Oder senden Sie dem Autor eine E-Mail an
ew@dasherzderstadt.de

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„Xxxx xxx xxxxx XX-Xxxxxxxxxxxx – xxxx xxxx – xxxx xxxx …“

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Autor Edgar Wilkening

Hat seine Mitgliedschaft im Deutschen Journalisten-Verband DJV nach mehr als 27 Jahren im Sommer 2021 auf eigene Initiative hin beendet, weil er auf keinen Fall mit „Journalisten“ in einem Atemzug genannt werden möchte.


Sie erreichen den Autor per Mail an:
ew@dasherzderstadt.de

Warum wimmelt’s in diesem Text plötzlich nur so vor lauter „Xxxxx“?

Redaktionelles Update am 12. April 2022

Am 22. März 2022 war an dieser Stelle ein Artikel erschienen, der bestimmte Praktiken der redaktionellen Arbeit des Mindener Tageblatt zum Thema hatte. Aufhänger war eine E-Mail, die dem Herz der Stadt von einer Mittelsperson zugespielt worden war.

Aus den Aussagen dieser E-Mail ergaben sich zahlreiche Schlussfolgerungen und viele Fragen, die hier zu lesen waren. Das allerdings hat offenbar nicht jedermann gefallen…

Am 8. April 2022 erwirkte die Bruns Verlags GmbH & Co. KG, das Mutterhaus des Mindener Tageblatt, vor dem Landgericht Bielefeld eine einstweilige Verfügung gegen mich als Autor und presserechtlich Verantwortlichen der Webseite Das Herz der Stadt.

Ziel der Verfügung: Alle Aussagen, die hier jetzt „geickst“ wurden, nicht weiter zu verbreiten. Daran bin ich gebunden (solange das Oberlandesgericht Hamm die Verfügung nicht aufhebt).

Für den Fall der Zuwiderhandlung wird mir ein Ordnungsgeld von bis zu 250.000,00 € angedroht, ersatzweise Ordnungshaft bis zu sechs Monaten. Och, nööö, so wichtig sind mir die Angelegenheiten des Blättchens nun auch wieder nicht …

Deshalb gibt es hier ab heute nur noch eine rudimentäre Rumpfversion des ursprünglichen Artikels zu lesen: die Passagen, die vom Verlagshaus Bruns nicht beanstandet wurden – insofern als einvernehmlich gelten dürften. Den Rest möge der des Zwischen-den-Zeilen-Lesens Kundige einfach insinuieren.

Wir nehmen den Vorgang hier jedenfalls zum Anlass und werden in loser Folge eine ganze Reihe von Themen aufarbeiten, die sich mit dem Mindener Tageblatt befassen. Denn wir sind überzeugt: Da gibt es noch ganz viel, das gern mal ans Tageslicht möchte.

Und der kleine Formfehler, der das Landgericht diesmal zugunsten der Monopolpresse entscheiden liess, passiert uns garantiert nicht wieder.

Stay tuned und bleiben Sie frohgemut!
Edgar Wilkening, 12. April 2022

„Xxxxxx, xxx xxxxxx xxx xxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxx Xxxxxx xxxx xxxxxxxx Xxxx xxxx“, hatte ich neulich unter diesem Beitrag geschrieben. Ein drastisches Urteil.

Xxxxx xxxxxx xxxx xxxxxx, xxx xxxx xxxx xx Xxxxxxxx xx xxxxxx Xxxx xxxxxx. Xxx:x Xxxxxxx:xx xxxxx xxx, xxx xx xxxxxxxx xxxxx xxxx xxxxxxxxx xx „xxxxxxxxxxxx“ xxx „xxxxxxxxxxxxxxxx“ Xxxxxxxxxxxx xxx Xxxxxxxx Xxxxxxxxx.

Xxx Xxxx xxx Xxxxx xxxxx xxxx X-Xxxx xxx, xxx xxx Xxxxxxxxxxx xxx xxxxxx xxxxxxx Xxxxxxxxx xxx xxxxxxxx Xxxxxxxxxxxxx xxxxx. Xxxxx xxxxx xx xxxxxxxxx xxxxx xxxxxx xxxx xxxxxx, xxxx xx xx xxxxx xx Xxxxxxxxxxxxxxxxx: Xx Xxxx xxxxxx, xxxx xxxxxxxxx – xxx xxxx xxxxxxxxxxx. Xx xxxx Xxxx, xxxxx xxxx. Xx xxxx Xxxx xxxxxx – xx xx …

Xxx Xxxxxxxx xxx X-Xxxx xxx xxxxxxxxxxx. Xxx xxxxxx xxx xxxxx xxxxxxxxxxxx Xxxxxx xxx Xxxxxxxxxxxxxxxxx. Xxxx xxx Xxxxxxxxx xxxx xxx Xxxxx xxxxxxx, xxxxxx xxxx xxxx xxx Xxxxxx xxx Xxxxxx xxxxx xxxxxxxxxxxxxx.

In der E-Mail beschreibt die Person ihre Erfahrungen aus vielen Jahren mit dem Mindener Tageblatt. Die E-Mail ging an einen großen Verteilerkreis, viele Menschen wissen über diese Praktiken offenbar Bescheid, schweigen aber darüber. Sei es aus Angst vor Nachteilen – oder weil das Beschriebene offenbar seit Jahrzehnten geübte Praxis ist und es deshalb gar kein Unrechtsbewusstsein mehr gibt.

|

„Manchmal hat das MT (…) einen kurzen Artikel veröffentlicht. Xx xxx xxxx xxxx xxx, xxxx Xxxxxxxxxxxxxx xxx XX xxxxxxxxx xxxxxx, xx xxx Xxxxxxxxxxxxx xxxxxxxx xxxxxxx. Xxxx xx xx xxxxxxxx Xxxxxxxxxxxxx (Xxxxxxxxx) xxx, xxxxx xxxx xxx xxxxxxxx Xxxxxxx (…) xxxxxxxxxxxxxx.“

Quelle: E-Mail vom 21. März 2022, die in Minden einem großen Verteilerkreis zuging. Die Echtheit der E-Mail ist verifiziert. Name und Identität der schreibenden Person sind dem Herz der Stadt bekannt, werden hier aber aus Schutzgründen nicht veröffentlicht.

 

„Xxxx xxx xxxxx XX-Xxxxxxxxxxxx“, xxxxxx xxx xxxxx Xxxxxx xxxxxxxx xxxxxxxxxx. Xxxxxxxxx Xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx – xxxxx xx xxxxx xxxx xxx Xxxxxxxx Xxxxxxxxx xxx xxxxx xxx xxxxxx.

Xxx xxxxxx xxx Xxxxxxxxxx xxx xxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxx Xxxxxx xxx Xxxxxxx xx Xxxxx. Xxxx xxx xxxxxxxxxxxxxxx Xxxxxxxx xxxxxxxx Xxxxxxxxx xxxxxxxxxx xxx Xxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxx, xx xxx xxxxxxxxx Xxxxxx xxxxxxx xxx xxxx Xxxxxxxx Xxxxxxxxx xxxxx xx xxxxxxxxxxxxx – xxxxxx xxxxxxxxxxxxx Xxxxxxxxxxxx xxx Xxxxx.

Dass man damit wohl gegen den „Pressekodex“ des deutschen Presserats, Richtlinie 7.1 verstößt – wen juckt’s? Ist der Ruf erst ruiniert, verkauft man sich ganz ungeniert.

Kodex Deutscher Presserat

Quelle: Screenshot Online-Version „Pressekodex des Deutschen Presserats“, die hier kostenfrei abrufbar ist. Gelbe Hervorhebungen durch den Autor.


 

Xxx xxxxxxxxxx Xxxxxxxxx xxxx xx xxx xxx Xxxxx xxxxxxxxx xx xxxxxxxxxxxxx: Xxx xxx xxxxxxxx Xxxxxxxxxxxxxxxxx xx Xxxxx – xxx xxx Xxxxx xxxxxxxxxxxxx Xxxxxxxxxxxxxxxxx (xxxxxx xx xxx xxxx xxxxxxxxx xxxx xxxx)?

Was ist „Pressefreiheit“ noch wert – wenn sich ihr monetärer Wert in Cent und Euro in der Anzeigenpreisliste nachschlagen lässt? Und die vornehmliche Aufgabe von Redakteuren das Befüllen des weißen Raums zwischen den Anzeigen ist, damit sich das Endergebnis wie eine „Zeitung“ anfühlt?

Xxx Xxxxxxxx xxx „Xxxxxxxxxxxxxx“ xxx „Xxxxxxxxxxxx xxx Xxxxxxx xxx xxxxxxxxxxxxxx Xxxxxxxxxxxx“, xxx xxxx xxx XX-Xxxxxxxxxxxxx Xxxxxxxx Xxxx xxxxx xxxxxx xxxxxxxxxx xxx Xxxx xxxxxxx xxxx – xxxxxxxxx xxxxxxxx xxx Xxxx, xx xxxxxxxx Xxxxxx xxxxxxxxxxxx, xxx Xxxxxxx xxx xxxx xxxxx xxxx Xxxx xxx Xxx (Xxxxxxxxxxxxx) xxxxxxxxx xxxx.

Wundert es da noch irgendwen, dass am selben Tag, an dem die obige E-Mail ihre Kreise zog, eine Studie der TU Dortmund veröffentlicht wurde, die dem Journalismus – wieder mal – einen weiteren Glaubwürdigkeitsverlust attestiert? Käufliche Presse – damit gräbt sich der Journalismus sein eigenes Grab.

Wenn ich mein MT-Abo nicht schon längst gekündigt hätte – heute wäre der Tag dafür.

NOTABENE
Das Herz der Stadt ist hundert Prozent anzeigenfrei. Wir lassen uns weder den Schneid noch unsere Reichweite abkaufen. So geht unabhängige, freie Berichterstattung. Gern geschehen!

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Verrückt! Wahl nicht gewonnen – Wahlversprechen trotzdem eingehalten

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Autor Edgar Wilkening

 


Sie erreichen den Autor per Mail an:
ew@dasherzderstadt.de

Über eine Nicht-Politikerin, die erst recht gute Stadtpolitik macht

Dass Politiker ihre Wahlversprechen vergessen, sobald der Wahltag vorüber ist: eine Plattitüde und gelebte Tradition im Lande.

Der Bürgermeister mit der „Falschaussage“ (Mindener Tageblatt, 29. Januar 2022), Mindens oberster Dienstherr Michael Jäcke, der vor der Kommunalwahl 2020 Fördergelder in Aussicht stellte, von denen er damals schon wusste, dass es sie nicht geben würde, ist da nur das schillerndste Beispiel der hiesigen Politik.

Umso erstaunlicher deshalb, wenn das glatte Gegenteil passiert. Wenn jemand für ein politisches Mandat zwar kandidiert – dann nicht ins Amt gewählt wird – anschließend seine Wahlversprechen aber dennoch einlöst.

Genau das ist in Minden geschehen. Verrückt!

Die Mindenerin Astrid Engel hatte 2020 als parteifreie Bürgerin für den Stadtrat kandidiert. Ganz ohne Parteiapparat im Rücken, ganz ohne lobbygesteuerte Bonzenkohle auf dem Konto, ganz ohne Unterstützung aus Parteizentralen, ganz ohne hydraköpfigen Kader, der auf Zuruf durch die Straßen zieht.

Stattdessen ausgestattet nur mit einer klaren Haltung, viel Idealismus und guten Ideen.

Ihr Ziel: die verschnarchte Mindener Politkaste anzuschubsen, endlich das Wohl der Stadt ins Auge zu fassen – statt Günstlingswirtschaft, Falschaussagen oder andere Dummheiten zu betreiben.

Für diese freie Haltung und die klaren Aussagen, die in dem Zusammenhang fielen, war Engel damals scharf angegangen worden. Von linientreuen Parteikadern sowieso, die ihr wegen so viel Gedankenfreiheit und Unabhängigkeit einen „menschenverachtenden“ und „erniedrigenden Wahlkampf“ vorwarfen. Aber auch von der Journaille.

Ausschnitt aus "Post von Piel"

Quelle: E-Mailversion „Post von Piel“, 27. August 2020. (Gelbe Hervorhebungen durch den Autor.)


 

„Denkt sie ernsthaft, sie könnte Minden im Alleingang retten?“, hatte der Chefredakteur des Mindener Tageblatt, Benjamin Piel, in seiner wöchentlichen Propaganda-Postille „Post von Piel“ gegeifert. Gerade so, als sei es eine Art Naturgesetz, sich einer moralisch korrumpierten Organisation anschließen zu müssen, um stadtpolitische Impulse setzen zu dürfen.

Beschämend.

Erst recht, wenn man die Resultate knapp zwei Jahre später betrachtet. „Bürgermeister Falschaussage“ fällt Woche für Woche durch ungelenkes Verhalten und fachlichen Murks auf, die regierende SPD schustert einer treuen Genossin teure innerstädtische Grundstücke zu, historisch einmalige Chancen werden konsequent vergeigt, um einem Beigeordneten einen Herzenswunsch zu erfüllen, der sich nebenher in der Privatwirtschaft die Taschen füllt, die oppositionelle CDU holt das Stöckchen, wenn die SPD es wirft – und die drängenden Probleme der Stadt bleiben natürlich weiter unangepackt. Offenbar haben alle genug damit zu tun, ihre Sitzungsgelder zu zählen.

Aber es gibt auch Gegenbeispiele.

Ausgerechnet dort, wo noch vor einiger Zeit mit jedem noch so bekloppten Argument draufgedonnert wurde: bei der Mindener Bürgerin Astrid Engel.

Die hatte bei ihrer Kandidatur 2020 aus dem Stand annähernd jede zehnte Wählerstimme in ihrem Wahlbezirk bekommen – ein respektables Ergebnis für einen politischen Newcomer ohne Apparat. Letztlich aber natürlich vollkommen chancenlos gegen den parteigepamperten Gegenkandidaten, der sich jeder Unterstützung durch seine SPD-Apparatschiks sicher sein durfte.

Die Zeit seit ihrer Nicht-Wahl hat die Nicht-Politikerin Engel genutzt, um zahlreiche Initiativen anzuschieben. Und dabei ganz nebenbei einige ihrer Wahlversprechen eingelöst – auch ohne Amt. Verrückt, oder? Und natürlich auch: ohne Bonzenkohle, ohne politischen Apparat, ohne korrupte Machenschaften.

Tatsächlich quasi „im Alleingang“, wie Chefredakteur Piel es seinerzeit antizipierte.

Einige der Wahlversprechen der parteifreien Ratskandidatin Astrid Engel von 2020

Einige der Wahlversprechen der parteifreien Kandidatin Astrid Engel zur Kommunalwahl 2020 in Minden. Quelle für alle drei Statements: Screenshots der Webseite minden-waehlt.de am 23. Februar 2022.

„Unsere Stadt braucht mehr Raum für Kultur und Engagement. Dafür stehe ich als Stadtverordnete ein“, versprach Engel den Wählern 2020. Hat das Gros der Wähler offenbar nicht geglaubt. Sondern lieber „Bürgermeister Falschaussage“ und seinen Kumpanen vertraut.

Das hat die parteifreie Kandidatin aber nicht davon abgehalten, ihr Wahlversprechen einzulösen und ganz einfach „mehr Raum für Kultur und Engagement“ zu schaffen. Die Popup-Event- und Aktionsfläche von Das Herz der Stadt in der Obermarktstraße 19 ist eine ureigene Initiative von Astrid Engel (mit Unterstützung des Autors).

Seit September 2021 zählte die Aktionsfläche zu den lebendigsten und vielfältigsten Kultur- und Veranstaltunsgsorten in Minden. Alle vierzehn Tage neue Kunstausstellungen, neue Maler, Fotografen, Zeichner, die hier ihre Werke zeigten.

Alle zwei Wochen? Das ist eine so hohe Rotationsgeschwindigkeit, dass sich selbst hauptberufliche Kulturmacher in den Metropolen verwundert die Augen rieben angesichts des Tempos, das plötzlich in Minden herrschte.

Parallel zu den Ausstellungen zahlreiche Veranstaltungen: Konzerte, Lesungen, Vorträge, Diskussionsrunden … Außerdem stellte Engel den Raum engagierten Menschen für Meetings und Versammlungen zur Verfügung – kostenlos und ohne Bürokratie. Und sie initiierte selbst Treffen mit hochkarätigen Gästen bei Das Herz der Stadt.

Damit bot Das Herz der Stadt wahrhaftig ein deutliches Mehr an „Raum für Kultur und Engagement“. Genau so, wie es Engel 2020 als Kandidatin versprochen hatte. Wow! Nicht gewählt – Wahlversprechen trotzdem erfüllt? Verrückt …

„Unsere Stadt verdient eine lebendige, reichhaltige Innenstadt mit liebenswertem Charme“, hatte die parteifreie Kandidatin 2020 ebenfalls versprochen.

Wer mal die Feedbacks der Besucher bei Das Herz der Stadt erlebt hat, wie verblüfft Touristen und Gäste sind, „was es in Minden gibt“, ganz gleich, ob sie aus Warmsen, Würzburg oder Wuppertal kommen, muss anerkennen, dass Engel auch in diesem Punkt ihr Versprechen gehalten hat. Vielleicht nicht für die gesamte Innenstadt – zugegeben. Aber doch für den Teil der Stadt, auf den sie auch ohne politisches Mandat Einfluss hat. Chapeau!

Und noch so ein Wahlversprechen aus 2020: „Unsere Stadt braucht in der Politik mehr solides Fachwissen und mehr kluges Nachfragen.“ Ebenfalls erfüllt! Gerade weil so viele Stadtverordnete zwar über teure Vorhaben und große Budgets entscheiden, dafür aber kaum das ausreichende Fachwissen haben, hat Astrid Engel als Architektin gemeinsam mit Architekt Michael Störmer das „BürgerBauBüro“ ins Leben gerufen.

Eine Art offene Sprechstunde, als niedrigschwelliges Angebot, regelmäßig in den Räumen von Das Herz der Stadt – offen für jedermann, der Fragen hat rund um die Themen Bauen oder Stadtentwicklung.

Offen für Bürger – aber auch für Stadtverordnete, die Hintergrundwissen suchen zu Bauen und Stadtentwicklung. Damit niemand mehr dumm entscheiden muss in Minden. Vorbildliche Initiative!

Die beeindruckende Bilanz der Wahlversprechen von Astrid Engel

EINGEHALTEN

EINGEHALTEN

EINGEHALTEN

Eine beeindruckende Bilanz innerhalb von knapp zwei Jahren ohne offizielles Mandat. Und damit selbstverständlich ein riesiger Dorn im Auge all jener, die 2020 zwar gewählt wurden, ihr Amt seitdem aber vor allem nutzten, um ihr Ego aufzupumpen oder ihre Einkünfte.

Eine einzelne Bürgerin – quasi „im Alleingang“ – kriegt mehr auf die Reihe als die ganze Quarktaschen-Riege aus Politik und Verwaltung zusammen? Der blanke Horror für überzeugte Stillstands-Täter! Denn alle, die ihr Nichtstun stets aufs Neue damit begründen, dass „das eben nicht geht“, bekommen hier ihre eigene Inkompetenz vorgeführt.

Insofern kein Wunder, dass es gerade jene sind, die 2020 gewählt wurden, auch auf Grund von Falschaussagen, die jetzt gemeinsam mit ihrem administrativen Arm in der Verwaltung alles daran setzen, die wahr gewordenen Wahlversprechen der Bürgerin Astrid Engel so schnell wie möglich wieder ungeschehen zu machen. Im Zweifel auch mit mutmaßlich unrechtmäßigen Methoden. Die Popup-Event- und Aktionsfläche wurde auf behördliche Verfügung hin geschlossen.

Wahlversprechen einhalten??? In Minden? Wo kämen wir da hin, wenn das jeder machen würde!

Ich verrat’s Ihnen: Wir kämen da hin, eine quicklebendige, quirlige Stadt zu werden mit hoher Attraktivität für Bewohner, Besucher, Touristen, Gäste, Unternehmen, Gründer, Künstler und viele mehr.

Wir kämen da hin, ein hinreißendes Kleinod an der Weser zu werden. Ein Sehnsuchtsort. Ein begehrtes Ziel. Ein aufstrebender, prosperierender Ort mit überregionaler Bedeutung.

Ein Graus für alle, die die Pfründe ihrer Stadt lieber in kleingeistigen und korrupten Seilschaften untereinander aufteilen.

Transparenzhinweis:
Der Autor dieses Berichts befindet sich in einer Lebensgemeinschaft mit der portraitierten Bürgerin Astrid Engel.

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Open Space: Bürger brauchen Räume – Das Herz der Stadt stellt sie zur Verfügung. Kostenlos

Open Space: Bürger brauchen Räume – Das Herz der Stadt stellt sie zur Verfügung. Kostenlos

Open Space: Bürger brauchen Räume – Das Herz der Stadt stellt sie zur Verfügung. Kostenlos

Autor Edgar Wilkening

 


Sie erreichen den Autor per Mail an:
ew@dasherzderstadt.de

Aktionsgruppen, Initiativen, Vereine – sie alle brauchen immer wieder mal Räume: für Versammlungen, Treffen, Besprechungen.

Nach unserem Verständnis wäre es Aufgabe von Kommunen, diese Art Infrastruktur für ihre Bürger vorzuhalten: Räume, die den Bürgern dienen – und zwar nach ganz simplen Kriterien:

    • Kostenlos nutzbar
    • Ohne Verzehrzwang
    • Zentral gelegen
    • Stundenweise oder ganztägig mietbar
    • Schnell und unbürokratisch zu buchen
    • Leicht und unkompliziert zu erreichen
    • Auch abends und an Sonn- und Feiertagen verfügbar
    • Mit flexibler Ausstattung
    • Möglichst barrierefrei
    • Mit inspirierendem Charme

Kennen Sie solche Räume? In Minden? Und falls ja: Wissen Sie, welche bürokratischen Hürden man Ihnen in den Weg legt für die Nutzung? Verträge, Formulare, vierwöchige Antragsfrist, und, und, und. Da ist nix mit unkompliziert, schnell oder kostenlos. Da kommt das gesamte Bürokratiemonster auf Sie zu.

OPEN SPACE: UNBÜROKRATISCH, KOSTENLOS, SCHNELL UND CHARMANT.

Dass es auch anders gehen kann, zeigen wir bei Das Herz der Stadt immer wieder gern. Und stellen unsere Räume in der Obermarktstraße 19 zur Verfügung: Bürgern, Initiativen, Vereinen, allen engagierten Menschen, die etwas auf die Beine stellen wollen.

Nach genau den Kriterien, die wir da oben aufgestellt haben: vollkommen kostenlos und vollkommen unbürokratisch.

Denn wir finden: Bürgerschaftliches Engagement gehört unbedingt gefördert – nicht behindert.

Z

Und so einfach geht's bei uns!

1. Rufen Sie mich, Edgar Wilkening, an unter 0172.4390906 oder schreiben Sie eine Mail an ew@dasherzderstadt.de.

2. Erzählen Sie mir kurz, wofür Sie den Raum nutzen wollen.

3. Wir vereinbaren einen Termin mit Datum und Zeit – und fertig.

Das ist tatsächlich schon alles. Keine langen Verträge, keine Formulare, keine Bürokratie. So einfach, so schnell kann es sein.

Unsere Räume sind für Besucher leicht zu finden, mitten in Mindens Fußgängerzone. Mit dem Schaufenster direkt zur Obermarktstraße ist der zentrale Raum (oben im Foto) auch von außen gut einsehbar. Er bietet Platz für bis zu vierzig Personen. Eine flexible Bestuhlung ist vorhanden.

Wir schließen Ihnen auf und am Ende auch wieder zu. Getränke darf sich jeder gerne selbst mitbringen – oder zum Selbstkostenpreis aus unserem Gastro-Kühlschrank nehmen. Bäckerei Battermann direkt gegenüber bietet tagsüber bis 18:00 Uhr Snacks und Kaffee.

Unsere einzige Bedingung: Sie hinterlassen den Raum so, wie Sie ihn vorgefunden haben. Aber das sollte sich eigentlich ja von selbst verstehen.

Außerdem: First come, first serve. Wenn belegt, dann belegt. Angebot freibleibend: kein Rechtsanspruch auf Nutzung der Räume. Und natürlich gilt das Angebot nur, solange Das Herz der Stadt selbst auf den gewerblichen Leerstandsflächen der Obermarktstraße 19 zuhause ist.

SCHON JETZT NUTZEN INITIATIVEN UND VEREINE DEN OPEN SPACE FÜR SICH.

Schon seit Monaten trifft sich der Verein KulturLounge Minden jeden ersten Montag im Monat bei uns für seine Mitgliedertreffen – eine vollkommen unkomplizierte Termin-Absprache quasi auf Zuruf.

Die Wählergemeinschaft Wir für Minden hält ihre Mitgliederversammlung im Open Space von Das Herz der Stadt ab.

Die Architekten Astrid Engel und Michael Störmer führen hier regelmäßig ihr BürgerBauBüro durch: ein niedrigschwelliges öffentliches Angebot für alle, die fachliche Fragen zum Thema Bauen und Stadtentwicklung haben.

Und der Autor selbst plant eine freitägliche „Writers Lounge“ im Herzen der Stadt – passend zum casual friday: Digitalwerker und Pixelschubser in lockerer Runde unter Kollegen.

Im Ambiente vierzehntägig wechselnder Ausstellungen lässt sich eben herrlich inspiriert so vieles denken, machen, planen, arbeiten, besprechen.

Eigentlich bräuchte jede Stadt solch einen Open Space für ihre Bürger. Besser zwei. Oder drei … Minden kann stolz sein, in dem Punkt Vorreiter zu sein.

Fragt sich nur: Warum sind es (wieder mal) Privatmenschen, die ein attraktives, unkompliziertes Angebot schaffen, für das sich eigentlich Politik und Verwaltung zuständig fühlen sollten? Und auch: Warum Kommunen eigentlich nicht viel öfter solche Open Spaces auf gewerblichen Leerständen anbieten?

Redaktioneller Nachtrag am 16. März 2022
Die Stadt Minden hat den Open Space bei Das Herz der Stadt per Behördenwillkür per Bauordnungsverfügung am 8. März 2022 geschlossen – vermutlich rechtswidrig. Deshalb haben wir Klage eingereicht gegen die Stadt Minden beim Verwaltungsgericht Minden. Ein Urteil ist noch nicht gefallen.

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Baukultur.NRW in Minden zu Gast bei Das Herz der Stadt

Baukultur.NRW in Minden
zu Gast bei Das Herz der Stadt

Baukultur.NRW in Minden
zu Gast bei Das Herz der Stadt

Autor Edgar Wilkening

 


Sie erreichen den Autor per Mail an:
ew@dasherzderstadt.de

Hoher Besuch am vergangenen Dienstag bei Das Herz der Stadt: Baukultur.NRW war zu Gast in Minden. Architektin Astrid Engel hatte Peter Köddermann, Geschäftsführer Programm von Baukultur.NRW, in den nordöstlichsten Zipfel Nordrhein-Westfalens eingeladen. Der nahm das Angebot gerne an. Denn aus Landesperspektive geht das ferne Weserstädtchen Minden stets ein wenig unter.

„Das liegt aber an den Städten selbst“, stellte Köddermann gleich zu Beginn klar. „Wir haben knapp 400 Städte in NRW. Da haben wir schon personell gar nicht die Kapazität, jedes Mal auf alle einzeln zuzugehen. Die Initiative muss schon aus den Städten selbst kommen.“ Insofern Kompliment an Astrid Engel, dass sie als Bürgerin die Initiative für Minden ergriffen und eine Einladung ausgesprochen hat.

Was genau macht Baukultur.NRW eigentlich? Na klar: Man kümmert sich um Baukultur. „Aber wir sind kein Branchenverband“, erläuterte Köddermann den Teilnehmern der Runde, darunter Vertreter aus Politik und Kultur. „Das gibt uns besondere Freiheiten. Allerdings sitzen wir damit auch immer zwischen allen Stühlen.“

Baukultur Nordrhein-Westfalen ist als gemeinnütziger Verein organisiert und wird vom Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert. Die Drähte ins Ministerium sind extrem kurz, betonte Köddermann. Davon können Akteure der Baukultur profitieren.

Denn zu tun gibt es genug. „Wir werden die Klimaziele nicht erreichen, wenn wir beim Bauen weitermachen wie bisher“, ist Köddermann überzeugt.

"Ich habe gelernt, dass Architektur und Bauen nicht nur mit Steinen zu tun hat, sondern mit Geschichten vom Leben, die aber erzählt werden müssen, um sie zu verstehen. Es war ein wirklich spannendes Treffen und es könnte Minden weiterhelfen. Danke für den Termin."

Markus Redeker, Stadtverordneter der CDU Minden

Heute ist die Baubranche einer der größten Müllproduzenten Deutschlands und ein größerer CO2-Verursacher als der Autoverkehr. Der Ressourcenverbrauch durch das weitverbreitete Prinzip „Abreißen und Neubauen“ ist gewaltig. Es muss anders umgegangen werden mit Bestehendem, neu und klüger gedacht werden. „Der häufig vorgeschobene Brandschutz ist oft gar nicht das kritische Thema.“

Der Umgang mit Gebäuden der Nachkriegsmoderne sei oft ein Problem. Und leider mangele es häufig an einer Wertschätzung des Ist-Zustands. Nur sehr selten werde die Bausubstanz als Chance für Zukünftiges begriffen – und ebenso selten gäbe es eine öffentliche Diskussion zum Erhalt.

Einer der Gesprächsteilnehmer merkte an, dass die „Wegwerf-Mentalität“ beim Bau ja auch im Kreis Minden verbreitet sei, und nannte das Beispiel Kampa-Halle. Die Politik hatte längst beschlossen: „Abrissbirne her, Müll wegräumen, Neues hinzementieren“ – statt innovativ und klug über andere, neue Nutzungsmöglichkeiten nachzudenken.

Die Rohstoffe und die sogenannte „graue Energie“, die im Baumaterial der Halle stecken, wären weitgehend unverwertet geblieben und unwiederbringlich verloren gegangen. Gut, dass sich Bürger seinerzeit gegen das lauthals postulierte „Game over“ gestellt und es (vorerst) abgewendet haben.

"Das Treffen war sehr informativ. Als Fazit habe ich mitgenommen, dass wir bei der Städteplanung kreativer den Erhalt vorhandener Strukturen und Gebäude prüfen und möglichst umsetzen sollten. Das über Jahrzehnte oder länger entstandene Gesicht bzw. die Geschichte der Stadt sollte erhalten und von innen heraus der Moderne angepasst werden."

Jens Langner, 1. Vorsitzender KulturLounge Minden e.V.

Der Niedergang alter Denkmuster ist auch in den Fußgängerzonen allenthalben zu erleben. „Die Ökonomisierung der Innenstädte, wie es seit den 80ern gemacht wurde, also alle Bereiche der Innenstadt einer maximalen wirtschaftlichen Nutzung zu unterwerfen, funktioniert heute immer weniger“, erklärt Köddermann.

Und weist auf die Smartphones auf dem Konferenztisch: „Wir kommunizieren heute anders, wir kaufen anders ein. Darauf sind die Innenstädte alter Denkart nicht vorbereitet.“

Köddermann plädiert für eine neue, gesunde Balance der Innenstädte zwischen Handel, Freiflächen, Sozialen Orten, Kulturräumen und mehr.

„Was kommt nach dem Einzelhandel?“, fragten die Experten von Baukultur.NRW schon 2016. Und machten daraus einen 76-seitigen Ratgeber, den man hier kostenlos downloaden kann. Er sei Stadtverordneten und Stadtplanern ans Herz gelegt – nicht nur in Minden, nicht nur in NRW.

"Ein wesentlicher Aspekt, den ich mitgenommen habe, ist der Ansatz der Nutzung bestehender Räume und Flächen und deren Geschichte bzw. Narrativ anstatt der Schaffung von gänzlich Neuem. Außerdem wie wichtig es ist, Architektur dem Bürger zu vermitteln. Der Bürger, für den sie geschaffen wird, muss sie genauso verstehen wie der Architekt, der sie schafft."

Fabian Rupek, Vorsitzender Wählervereinigung „Wir für Minden“

Aber immer wieder kommt die Rede auch auf vorbildliche, wegweisende Initiativen: Aachen zum Beispiel, wo man eine Straße für den Autoverkehr gesperrt und den Bürgern zur Nutzung zur Verfügung gestellt hat. Als Reallabor – mit weitreichenden Folgen: Mittlerweile überbieten sich die Fraktionen im Aachener Stadtrat mit innovativen Ansätzen und Vorschlägen für die neue Stadt.

„Die meisten Veränderungen in Städten finden heute unter Druck statt, aus der Not heraus, das ist nicht gut“, hat Köddermann festgestellt.

Statt frühzeitig Entwicklungen ins Auge zu fassen, Themen visionär anzugehen, Lösungen spielerisch auszuprobieren und mit ausreichend Freiheiten Entscheidungen anzugehen, wird Stadtentwicklung heute oft aus Problemsituationen heraus angepackt – wenn es eigentlich schon zu spät ist. Denkbar ungünstig, um sinnvolle und nachhaltige Entscheidungen zu finden.

"Architekten sind fachlich qualifiziert an unserer Stadtentwicklung mitzuarbeiten. Wir sollten Bürger:innen dabei unterstützen, wenn sie die Initiative ergreifen für und auch gegen die gebaute Umwelt. Auch wenn das bedeutet, die Politik unter Druck zu setzen."

Astrid Engel, Architektin und Initiatorin des Treffens

Und noch eines wird deutlich im Gespräch: Es braucht für alles Neue stets „Lokomotiven“. Starke Menschen, die mutig vorangehen, die kreativ neue Formate ausprobieren, die visionär denken und sich von Zauderern und Zögerern nicht ins Bockshorn jagen lassen.

So gesehen könnte der 5. April 2022 zum großen „Lokomotiven“-Treffen werden. Für diesen Tag plant Baukultur.NRW eine Präsenz-Veranstaltung unter dem Titel „Alt macht Neu. Praktische Umbaukultur“ in der Stadthalle Gütersloh.

Es wird ein Netzwerktreffen der Baukultur-Akteur:innen in Nordrhein-Westfalen mit einem illustren Programm. Los geht’s um 14:00 Uhr. Die Teilnahme ist kostenlos. Weitere Infos und das Anmeldeformular gibt es hier.

Das Herz der Stadt jedenfalls wird dabei sein. Wir lieben es einfach, mehr zu erfahren und mehr zu wissen. Vielleicht sieht man sich ja.

"Es war eines der inspirierendsten Gespräche, die ich je in Minden geführt habe. Dieser Termin hat gezeigt, was für großartige Dinge entstehen können, wenn Bürger:innen die Initiative ergreifen und selbst gestalten, statt auf das Wirken von Verwaltung zu warten."

Edgar Wilkening, Initiator von Das Herz der Stadt

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Das Dokument, das Politik und Verwaltung unterschlagen haben bei der Entwicklung des Rampenlochs

Das Dokument, das Politik und Verwaltung unterschlagen haben bei der Entwicklung des Rampenlochs

Nein, das Schreiben vom 25. November 1823 von Friedrich von Schuckmann, damals Königlich Preußischer Staatsminister des Innern, Berlin, hängt nicht mit allen Ehren im Mindener Preußenmuseum. Aber es würde dort hingehören. Denn seinerzeit begründete es Mindens führende Position in Sachen Seuchenbekämpfung. Damit könnte es Aufhänger sein, damit die Stadt erneut Innovationsführerschaft anstrebt.

Das Dokument, das Politik und Verwaltung unterschlagen haben bei der Entwicklung des Rampenlochs

Autor Edgar Wilkening

AUTOR
Edgar Wilkening.
Vielfach prämierter Experte für Narrativ-Strategien und -Konzepte.

Hand mit Schreibfeder

Es war ein diesiger Dienstag im November 1823. Der Winter kündigte sich an mit Nebelschwaden und dem Geruch qualmender Schornsteine. Auch hier, im neuen Regierungsviertel der preußischen Hauptstadt Berlin an der Wilhelmstraße.

Vom Kopfstein drang das Klappern der Kutschen in die Kanzlei. Doch Friedrich von Schuckmann nahm es kaum wahr. Er saß grübelnd an seinem Regierungstisch. Diese Angelegenheit musste endgültig entschieden werden. Und zwar von ihm als königlich preußischem Staatsminister des Innern.

Nur wie?

Brüchige Zeiten waren das. So vieles im Umbruch. Vor wenigen Tagen erst musste ein gewisser Mendelssohn Bartholdy auch so etwas Unerhörtes geboten haben. In den gehobenen Kreisen Berlins hatte es sich rumgesprochen wie ein Lauffeuer. Der junge Komponist habe vollkommen neue Töne angeschlagen bei der Uraufführung seines Konzerts für zwei Klaviere und Orchester in E-Dur.

Und dann auch noch diese Sache aus Minden, der sonst so treuen preußischen Garnisonsstadt an der Weser.

Seit Jahren schon lag die Angelegenheit in von Schuckmanns Ministerium und wartete auf Entscheidung. Der, der sie eingebracht hatte, der preußische Generalmajor Ernst Michael von Schwichow, war über die lange Wartezeit verstorben.

Als Kommandant der Festungsstadt Minden hatte von Schwichow schon 1817 den Antrag nach Berlin geschickt. Sechs Jahre später, im Frühjahr des Jahres 1823, war von Schwichow überraschend verstorben. An der Wirksamkeit seines außergewöhnlichen Antrags hatte das nichts geändert.

Brüchige Zeiten, dachte von Schuckmann erneut. Andererseits – vielleicht hatte jede Generation diesen Eindruck von ihrer Zeit, sobald sich Gewissheiten auflösten und lange für unmöglich Gehaltenes plötzlich innerhalb weniger Jahre möglich wurde.

Eine Entscheidung musste her. Und Friedrich von Schuckmann, königlich preußischer Staatsminister des Innern, treuer Diener Friedrich Wilhelm III., des Königs von Preußen, war bereit, sie zu fällen. Auch wenn damit lange für selbstverständlich Erachtetes über Bord geworfen wurde.

Die Zeiten verlangten es. Die Situation verlangte es. Und der nüchterne preußische Staatsgeist verlangte es ebenfalls, damit nicht weitere Soldaten der preußischen Streitkräfte ihre Kampfkraft durch eine heimtückische Krankheit einbüßten. Jemand musste dem Einhalt gebieten. Auch wenn das Mittel der Wahl in den Augen vieler die traditionellen moralischen Werte auf den Kopf stellen mochte.

Entschlossen griff Friedrich von Schuckmann zu Feder und Tinte. Und fasste endlich das Schreiben an die Königliche Regierung in Minden/Westfalen ab, das er aus naheliegenden Bedenken so lange hinausgezögert hatte. Tragisch genug, dass der hochgeachtete Generalmajor von Schwichow das Ergebnis seines mutigen Antrags nicht mehr persönlich erleben durfte. Brüchige Zeiten.

Hand mit Schreibfeder
Friedrich von Schuckmann, Königlich Preußischer Minister des Innern, an die Kommandantur in Minden am 25. November 1823
Schreiben des Innenministers Friedrich von Schuckmann vom 25. November 1823 nach Minden.psd

Schwer zu lesen? Das Schreiben des Ministers Friedrich von Schuckmann von 1823 ist in altdeutscher Sütterlin-Schrift verfasst. Deshalb unten die originalgetreue Transkription des Textes.

ORIGINALGETREUE TRANSKRIPTION DES SCHREIBENS

Wenn ich der Königlichen Regierung auf deren Be-
richt vom 12ten des Monats mit Bezug auf die Bestimmungen
des Allgemeinen Landrechts überlasse, die Einrichtung
eines Bordells in Minden zu gestatten, so geschieht
dies in der Voraussetzung, daß die Königliche Regierung
die vorgetragenen, aus den örtlichen Verhältnissen
hergenommenen Gründe gehörig erwogen und dring-
gend befunden habe, und unter der ausdrücklichen Be-
dingung, daß dieses öffentliche Haus stets unter stren-
ger polizeilicher Aufsicht gehalten und für dasselbe
ein besonderes, zur Genehmigung einzureichendes,
Reglement erlassen werde.

Ich kann übrigens den von der Königlichen Regie-
rung gebrauchten Ausdruck „Freudenhaus“ nicht billi-
gen, weil an sich schlechte Dinge durch veränderte
Namen nicht veredelt werden können und dürfen,
auch die gedachte Benennung nicht passend ist, da
Bordelle nur zu oft die Quelle langer Leiden
und Reue werden.

Berlin, den 25ten November 1823
Der Minister des Innern und der Polizei
Schuckmann
Angabe in sep.[arato?]

An die Königliche Regierung

Dieser Brief hat  einen Wert für Minden wie der Rattenfänger für Hameln – wenn man es richtig anpackt

Rattenfänger von Hameln – schon mal gehört? Nürnberger Rostbratwurst? Hamburger Hafen? Augsburger Puppenkiste? Bielefeld gibt es nicht?

Natürlich haben Sie von all dem schon mal gehört. Allesamt sogenannte Narrative. Narra-was? Kompliziertes Wort. Einfach erklärt könnte man sagen: Es handelt sich um „universelle Erzählungen“, die sich in den Köpfen von Menschen verankern.

Je stärker ein solches Narrativ ist und je mehr Menschen es im Kopf haben, umso wirksamer kann man damit arbeiten. Zum Beispiel: um Neugier, Interesse, Attraktivität, Begehrlichkeit zu wecken – nur für den Fall, dass jemand daran interessiert sein sollte, sagen wir mal: Besucher, Gäste, Kunden für sich zu gewinnen.

Das Narrativ des Unangepasstseins und der Freiheit – es macht die Marke Harley-Davidson bis heute so attraktiv, begehrenswert und erfolgreich.

Starke Narrative mit großer Emotionalität – sie sind Millionen von Euros wert.

Weil Narrative sich nämlich von selbst verbreiten. Indem Menschen es sich gegenseitig erzählen, sei es in der Kantine, am Kneipentisch oder in Sozialen Medien.

Und weil Narrative sich allein verbreiten, muss man niemandem auf den Senkel gehen mit Plakaten, Broschüren, Imagefilmen und Anzeigen oder sonstwie die schöne Welt mit sinnlosem Werbeagentur-Dreck vermüllen. All das gesparte Geld für überflüssigen Agenturquatsch und Anzeigenplatz – das macht Millionen aus.

Erinnern Sie sich an Steve Jobs Keynote 2007, in der er das erste iPhone vorstellte? Ein kleines Gerät, das daraufhin die Welt und unser aller Alltag umkrempelte. Dieses berühmte „One more thing …“ Auch das ein Narrativ. Stark erzählt.

Und welches Narrativ steckt in dem Brief da oben?

Es ist das Narrativ eines Mannes, der mutig genug ist „die Welt zu retten“, indem er sich entschlossen gegen herrschende Konventionen stellt. Und einen ungewöhnlichen Ausweg findet aus einer tödlichen Gefahr, die die Menschen in seiner Stadt bedroht.

Es ist die klassische Heldenreise. Der Stoff, aus dem Hollywood große Blockbuster macht.

Der Held in dieser Geschichte: Ernst Michael von Schwichow, Anfang des 19. Jahrhunderts Festungskommandant der Stadt Minden. Er sieht seine Soldaten von einer tödlichen Seuche bedroht. In der Stadt verbreiten sich Geschlechtskrankheiten. Die sogenannte Winkelhurerei ist zwar verboten, aber dennoch – kein Wunder in einer Garnisonsstadt – weit verbreitet.

Was tun? Von Schwichow sieht , wie seine Männer dahingerafft werden von einem unsichtbaren Feind. Und nicht nur die: Auch in der Zivilbevölkerung der Stadt breitet der Feind sich aus. Mit medizinischen Mitteln ist dem Gegner nicht beizukommen – noch ist die Medizin nicht weit genug entwickelt. Niemand weiß einen Ausweg.

Aber von Schwichow will sich nicht damit abfinden, dass die Menschen dem Feind hilflos ausgeliefert sind. Er ist beseelt von dem Gedanken, einen Ausweg zu finden.

Zur Not auch gegen alle Konventionen, allen Widrigkeiten zum Trotz – wenn es nur funktioniert.

Von Schwichow hat eine Idee. Aber sie ist tollkühn, wagemutig und zutiefst unkonventionell. Ein Aufreger, das weiß er. Aber es könnte funktionieren. Und er hat nur diese Chance.

Sein Plan: Der illegalen Winkelhurerei, über die die Krankheiten verbreitet werden, ganz einfach den Boden entziehen, indem – und das ist spektakulär gedacht zu seiner Zeit – indem man das Gewerbe legalisiert.

Indem der preußische Staat nicht länger leugnet, was er ohnehin nicht eindämmen kann, sondern als gegeben akzeptiert, kann er es offensiv angehen und gestalten. Durch eine Legalisierung ergibt sich die Möglichkeit für staatliche Kontrollen: für Zulassungen, für Untersuchungen, für Regulierungen, für Nachverfolgungen.

Legalisierung? Seuche? Nachverfolgungen? Kommt Ihnen das bekannt vor? Klingelt da was?

Etwa so Themen wie „Cannabis“ oder „Corona“? Das zeigt nur, wie topaktuell die grundlegenden Muster der Heldenreise von Schwichows noch heute sind.

Natürlich weiß von Schwichow, dass er sich mit dem Vorschlag, das Rotlichtgewerbe zu legalisieren, gegen alle Konventionen stellt: gegen die Kirche, den Staat, die allgemeine Moral. Aber er hält es für den besten Vorschlag, „die Welt zu retten“. Deshalb schickt er seinen Antrag nach Berlin, in die Hauptstadt Preußens, zur Staatsregierung. Und bittet um Genehmigung für seinen Vorschlag.

Der Brief oben belegt 1. dass die Geschichte wahr ist. Und 2. dass sie ein happy end genommen hat. Auch wenn von Schwichow Jahre für seinen Vorschlag kämpfen musste und den Erfolg nicht mehr persönlich feiern konnte.

Es war wohl das erste Mal, dass irgendwo auf der Welt Rotlichtbetrieb staatlich zugelassen wurde – um es kontrollieren und damit die Seuche bekämpfen zu können. Dank von Schwichows Initiative war Minden weltweit führend in der Seuchenbekämpfung. Chapeau! Andere Städte machen aus weit kleineren Sachen ein großes Ding.

Es ist der Stoff, aus dem Hollywood große Blockbuster macht. Und was macht man in Minden daraus?

Natürlich nichts. Gar nichts macht man daraus.

Dafür ist man schließlich Minden und hat eine verkalkte, provinzielle Politkaste am Ruder: damit Chancen eben nicht erkannt, nicht beim Schopfe gepackt und Narrative nicht genutzt werden. Lieber müllt man die schöne Welt weiter mit Werbeagentur-Dreck voll, um verzweifelt auf sich aufmerksam zu machen.

Das Areal am Rampenloch – es ist der letzte Bereich in der Stadt, an dem die Heldenreise von Schwichows sich noch manifestiert. Wo sie sich im Stadtbild präsentiert. Wo sie Spuren hinterlassen hat und erlebbar ist.

… Entschuldigung: erlebbar hätte bleiben können! Wenn man denn klug agiert hätte in Minden.

In allen klugen Städten dieser Welt gilt: Wenn dir ein solches Pfund vor die Füße gespült wird – dann bückst du dich und greifst zu.

Man stelle sich vor: Hamburg hätte das HafenCity-Areal entwickelt, ohne das Thema „Hafen“ zu spielen. Man stelle sich vor: Hameln würde ein mutmaßliches Rattenfänger-Areal entwickeln, ohne das Thema „Rattenfänger“ zu spielen. Man stelle sich vor: Worpswede würde sein Künstler-Areal entwickeln, ohne das Thema „Künstler“ zu spielen.

Alles Blödsinn natürlich. Keine einzige kluge Stadt würde das je so tun.

In Minden ist man doof genug.

Seit die Stadt das historisch bedeutsame Gelände am Rampenloch erworben hat, war nie die Rede davon, dass es hier ein Narrativ gäbe. „Narra-waaasss…?“

Im „Städtebaulichen Rahmenplan für das Altstadtquartier ‚Königswall – Kampstraße – Pöttcherstraße’“, das das Coesfelder Büro WoltersPartner in den Jahren 2018/2019 erstellte: kein Wort über von Schwichows Heldenreise. Kein Hinweis auf das Dokument von Schuckmanns. Glattweg unterschlagen. Kein Wort über Mindens führende Rolle in der Seuchenbekämpfung, die sich an diesem Ort manifestierte. Gerade so, als habe es all das gar nicht gegeben. Vogel-Strauß-Politik? Unkenntnis? Bedingungslose Auftragserfüllung?

Als die Stadt Minden dann die Ausschreibungsunterlagen zum Interessenbekundungsverfahren für das Rampenloch veröffentlichte: erneut keinerlei Hinweise auf das wertvolle Narrativ, auf von Schwichow oder von Schuckmann. Hat das irgendwen in Mindens Politik gejuckt? „Narra-waaaaaaassss …?“

Diese Geschichte hat alles, was der Wahrnehmung Mindens im Umland und der Welt helfen könnte.

Sie hat: einen charismatischen Helden – einen unsichtbaren Feind – eine tödliche Bedrohung für die Menschen – Liebe, Sex, Leidenschaft – der unermüdliche Kampf des Helden gegen Hindernisse – das glückliche Ende im Brief oben (das zugleich tragisch ist, weil der Held es nicht mehr persönlich erlebt) – und, und, und …

Alles, was es bräuchte, um daraus Wert zu schöpfen für die ganze Stadt Minden: ein paar kluge Leute in Verwaltung und Politik, die nicht von Orientierungslosigkeit oder Eigeninteressen gesteuert sind. Anderenfalls gilt weiter: Wo andere einen Blockbuster draus machen würden – macht Minden nichts draus.

Wer so vernagelt in die Welt schaut, darf sich nicht wundern, wenn er jeden Tag weiter abgehängt wird.

Investigative Bürger

Wer hat’s ausgebuddelt und publik gemacht: das historische Schriftstück des Preußischen Staatsministers Friedrich von Schuckmann? Keine Behörde, kein Kontrollorgan, Presse erst recht nicht. Ausgebuddelt haben es investigative Bürger (investigativecitizens.org).

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