Protokoll 15. Dezember 2021: Mitarbeiter des Bauamts fotografieren Das Herz der Stadt
Gedächtnisprotokoll am 4. Februar 2022 zu den Ereignissen am Nachmittag des Mittwoch, 15. Dezember 2021 in der Obermarktstraße 19.
Zu dieser Zeit war der wineroom als Popup-Wine-Store zu Gast in Das Herz der Stadt und nutzte die Fläche.
Ich stand etwa sechs, sieben Meter von der Schaufensterscheibe entfernt im Raum und beobachtete das Treiben in der Obermarktstraße vorm Fenster, während ich mich mit einem befreundeten Mindener unterhielt, der an diesem Nachmittag zufällig als Besucher vor Ort war.
Es war ungefähr 15:00 Uhr, als mir zwei Herren auffielen, die in der Mitte der Obermarktstraße vom Markt kommend zielstrebig Richtung Kaak gingen.
Auf Höhe der Hausnummer 19, also genau vor dem Schaufenster, hielten die beiden Herren an, nachdem der eine der beiden (der Kleinere) eine deutliche Geste mit Arm und Hand gemacht hatte, die besagte: „Das da ist es“. Dabei wies er deutlich auf das Schaufenster des Hauses Obermarktstraße 19.
Daraufhin zückte der andere (der Größere) ein Smartphone und machte gezielt ein oder mehrere Fotos der Front der Obermarktstraße 19.
Anschließend drehten sich die beiden um und gingen ebenso zielstrebig wieder zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
"DAS IST HERR X, DER IST IM BAUAMT."
„Hast Du das gerade gesehen?“, fragte ich den befreundeten Mindener, der zu Besuch war.
Der nickte: „Hab ich.“
„Die haben Fotos gemacht, vom Laden, ganz zielgerichtet“, sagte ich. „Die sind die Straße hoch, schön unauffällig genau in der Mitte der Straße, und dann auf dieses Haus gezeigt und ganz zielgerichtet fotografiert.“
Mein Besucher bestätigte das Beobachtete und ergänzte: „Den einen kenne ich. Das war der Herr …“ Er nannte den Namen der Person, die auf die Front gedeutet hatte. Nennen wir die Person an dieser Stelle mal: Herrn X. Der tatsächliche Name soll vorerst unausgesprochen bleiben.
„Das war Herr X, der ist im Bauamt“, fügte mein Besucher hinzu.
Das gab natürlich Anlass zu Spekulationen. Warum sollte ein Mitarbeiter des Bauamts die Front des Hauses Obermarktstraße 19 fotografieren? Was für Gründe sollte es dafür geben? Denn eines war sicher: zufällig war das nicht geschehen.
Dafür war der gesamte Vorgang viel zu zielstrebig abgelaufen: das Ansteuern der Hausnummer 19 – die Gesten hin zur Schaufensterfront – das versucht unauffällige Fotografieren der Front – das zielgerichtete Umdrehen und Zurückgehen. Nichts daran war zufällig gewesen, sondern wirkte in seinem gesamten Ablauf wie vorher besprochen und dann ausgeführt.
„Ich rufe da mal an im Bauamt“, sagte mein Besucher. Und hatte schon sein Telefon in der Hand. In der Zentrale bat er darum, zu Herrn X durchgestellt zu werden. Da das Telefon auf laut gestellt war, konnte ich mithören.
Nach kurzer Zeit die Antwort der weiblichen Stimme in der Zentrale, dass Herr X im Moment leider nicht am Platze und deshalb nicht zu erreichen sei. Wenig überraschend – denn wenige Sekunden zuvor hatte er ja noch in der Obermarktstraße gestanden.
"WIR HATTEN ANWEISUNG MAL ZU GUCKEN, WAS DIE DA SO MACHEN."
„Ich rufe da morgen wieder an“, entschied mein Besucher. Und tatsächlich: Am Morgen des Folgetags hatte er Herrn X offenbar telefonisch erreicht. Jedenfalls berichtet er mir von dem Telefonat: Er habe Herrn X gefragt, warum sie am Vortag Fotos der Obermarktstraße 19 gemacht hätten.
Darauf habe Herr X, wie mein Besucher mir berichtete, geantwortet: „Wir hatten Anweisung mal zu gucken, was die da so machen.“ Und genau so hatte das Geschehen vor dem Schaufenster auch gewirkt: zielstrebig eine Aufgabe abarbeiten.
Weitergehende Informationen waren von Herrn X im Telefonat offenbar nicht zu bekommen.
Aber schon die Auskunft „Wir hatten Anweisung mal zu gucken, was die da so machen“ wirft neue Fragen auf. Wer mit „die da“ gemeint ist, dürfte klar sein: offensichtlich die Macher von Das Herz der Stadt. Und „wir“ bedeutet wohl, dass die zweite Person, die die Fotos machte, ebenfalls im Bauamt beschäftigt und ein Kollege von Herrn X ist.
Stellt sich die Frage: Wer hat bei der Stadt Minden im Fachbereich des Baubeigeordneten Bursian ausreichende Weisungsbefugnis, um Mitarbeiter des Bauamts mit der Aufgabe „mal zu gucken, was die da so machen“ zu betrauen? Wohl jemand aus höheren Ebenen des Fachbereichs, der Subalterne für solche Aufgaben einteilen oder abstellen kann.
Wer könnte dort Quasi-Stasi-Interessen haben und unbescholtene Bürger durch Verwaltungskräfte beobachten lassen wollen? Aus welchem Grund? Und mit welchen Absichten? Welche Erkenntnisse hat man sich von den Fotos erhofft? Und warum schickt die höhere Ebene des Fachbereichs subalterne Kräfte los – statt sich selbst ein Bild zu machen.
Fragen über Fragen. Wir werden die Dinge weiter beobachten und protokollieren.
Dieser Text ist der Auftakt zu einer Serie, in der wir immer mal wieder auffällige Ereignisse oder Vorkommnisse für uns selbst so genau wie möglich protokollieren und festhalten, damit sie nicht verloren gehen.
Lieber Edgar,
nachdem ich bei Astrid immer wieder beklage, dass Du keinen Newsletter hast und Astrid mich mal wieder sehr liebvolle erinnert hat deine Webseite zu besuchen, habe ich mir heute Abend mal die Zeit genommen und mich hier durchgelesen.
Und ich muss wirklich sagen…. T O L L !!!!
Es hat sehr viel Spaß gemacht deine Artikel zu lesen. Deine Art zu schreiben hat mich motiviert alle Artikel ( ok fast alle;) ) zu lesen. Du schreibst mit einem für mich erfrischenden, humorvollen Stil, der auch klar verständlich ist. Als realitiv politisch unerfahrene Person konnte ich deine Gedanken gut nachvollziehen.
Danke, dass du dich so engagierst und den Bürgern eine Möglichkeit gibst eine anderen Sichtweise auf die Dinge zu bekommen.
Ich freue mich auf weitere Artikel und wünsche dir und Astrid weiterhin ganz viel Erfolg bei euren Aktionen.
Herzliche Grüße
Hallo, liebe Katharina,
vielen Dank für das enthusiastische Feedback!
Ja, der Newsletter … Das Thema steht hier schon seit geraumer Zeit ganz oben auf der To-do-Liste – zumal viele danach fragen. Ich nehme Deinen Hinweis, um die technische Abteilung nochmal anzustupsen, das mit dem Newsletter jetzt kurzfristig anzupacken. Der wird dann auch höchstens ein Mal im Monat oder so erscheinen: Es soll ja nicht nerven. Aber er kommt, versprochen!
Auf bald!
Edgar