„Goldene Wasserhähne“ im Rathaus für je 3.800 Euro: Das sollte Mindens Öffentlichkeit nie erfahren!
Erst gestern in der Ratssitzung war die Rede davon: Es gibt einen „Zwischen-Bericht über die Prüfung des Projekts Rathaussanierung zum 31.12.2020“, erstellt vom Rechnungsprüfungsamt der Stadt Minden.
Und dieser Prüfbericht enthält offenbar wenig Schmeichelhaftes, dafür umso mehr Verwerfliches, das die Mindener Bürger besser nicht erfahren sollten.
Jedenfalls wurde ein gemeinsamer Antrag von Bürger-Bündnis Minden und Wir für Minden, den Bericht öffentlich zu machen, in der Ratssitzung in Bausch und Bogen abgelehnt von den üblichen verdächtigen Kungelbruderschaften aus SPD, CDU, Grüne & Co.
„Nein, die Öffentlichkeit soll davon nichts wissen“, war das gemeinsame Credo der gewählten Geheimniskrämer.
"DAVON SOLLEN DIE BÜRGER NICHTS ERFAHREN", BESCHLOSSEN DIE KLÜNGELPARTEIEN
Dabei stehen in dem 50-seitigen Bericht, der dem Herz der Stadt vorliegt, so viele interessante Sachen: Dutzende von Ungereimtheiten, die dem Rechnungsprüfungsausschuss sauer aufgestoßen sind, weil sie unnötige Kosten verursachen.
Wir sind noch mitten in der Lektüre. Aber diese eine Geschichte, die muss einfach schon mal vorab an die Öffentlichkeit.
Denn sie ist so aberwitzig und bedient das ewige Bauherren-Klischee von den „goldenen Wasserhähnen“ so perfekt – sowas kann man sich gar nicht besser ausdenken.
Um was geht’s? Im Rahmen der Rathaussanierung werden auch die Teeküchen für die Angestellten saniert. Völlig okay. Insgesamt 15 scheinen das zu sein. Auf Seite 35 des Prüfberichts ist jedenfalls von „15 Spültischgarnituren“ die Rede.
15 SPÜLTISCHGARNITUREN ZU JE 3.800 EURO PLUS 760 EURO PRO JAHR FÜR WARTUNG
Der Verwaltungsvorstand (das sind diese kompetent guckenden Herrschaften hier) beschloss am 21. Mai 2019, statt der ursprünglich vorgesehenen Armaturen „wesentlich aufwendigere, kosten- und wartungsintensivere Spezialarmaturen mit CO²-Einspeisung“ einzubauen.
Natürlich sind die nicht aus Gold. Das war ein Scherz. Aber sie könnten es annähernd sein. Denn diese Armaturen kosten pro Stück sage und schreibe 3.800 Euro, wie der Prüfbericht vermerkt. Ergibt einen Gesamtpreis inklusive Wartungskosten von 98.958,02 Euro.
Halleluja, dann mal Wasser Marsch im Rathaus! Für das Geld stellen sich andere ein halbes Eigenheim hin.
ZUM GESAMTPREIS DER WASSERHÄHNE IM RATHAUS STELLEN SICH ANDERE EIN HALBES EIGENHEIM HIN
… äh, Moment: Wartungskosten? Am Wasserhahn? Bei diesen High-End-Armaturen durchaus!
Und nicht gerade wenig: Auf circa 760 Euro pro Jahr beziffert der Prüfbericht die Wartungskosten. Wohlgemerkt: pro Wasserhahn! In Summe macht das stattliche 11.400 Euro jährlich nur für Wartung, damit’s im Rathaus läuft – also, wenigstens das Wasser jedenfalls. Auch goldig!
Dass von alledem die Mindener Bürger nichts mitkriegen sollten: schon klar. Zumal im Bericht noch mehr Klopper drinstehen. Wir kommen aus dem Staunen gar nicht mehr raus.
Anregende Lektüre! Fragen Sie einfach mal Ihren Bürgermeister oder Stadtverordneten danach. Ansonsten demnächst mehr davon hier bei Das Herz der Stadt, dem städtischen Zentralorgan für Wahrheit und Aufklärung.
Ich bin sprachlos 😮
Sie schreiben mal wieder ganz schön Stuss. Wer richtig rechnet legt den Anschaffungspreis auf die Nutzungsjahre (10-15) um zzgl. jährliche Wartung. Ein Betrieb wie die Stadt stellt ihren Mitarbeiter:innen Wasser aus Kisten zur Verfügung. Dies fällt nun weg und spart Geld, Arbeitszeit für Logistik, CO2 beim Transport. Natürlich sofern alle 600-800 (2 Flaschen à 0,50 mal 52 Wochen wären schon 41.600 pro Jahr) Mitarbeiter:innen darauf verzichten eigenes Wasser mitbringen. Da sieht die Rechnung schon anders aus.