Als der Bürgermeister verstummte – oder: Wie Michael Jäcke zu seinem Spitznamen „Das U-Boot“ kam
AUTOR
Jürgen Schnake.
Interessierter Bürger.
Dem Mindener Bürgermeister Michael Jäcke (SPD) wird vieles nachgesagt. Bürgernähe gehört ebenfalls dazu. Doch ausgerechnet diese Bürgernähe hat in der schlimmsten Pandemie der neueren Zeit einen bemerkenswerten Tiefpunkt erreicht.
Auf dem YouTube-Kanal der Stadt Minden befinden sich derzeit 105 Videos. In fast jedem dritten, nämlich 31 (29,5 %), ist Bürgermeister Jäcke der ‚Hauptdarsteller‘.
Klingt gut. Allerdings nur bis man feststellt, dass zwanzig dieser Videos im ersten Halbjahr 2020 online gingen, die übrigen elf dann im zweiten Halbjahr – und zwar in immer größer werdenden Abständen.
Und seit dem letzten Filmchen am 01. Dezember 2020 (ironischerweise mit einer Art grimmigem Smiley als Reflexion im Bildhintergrund) gab es kein weiteres Lebenszeichen mehr von Herrn Jäcke auf diesem Wege. Still ruht die See.
Dieses völlige Abtauchen auf einem wichtigen Kommunikationskanal ist extrem verblüffend, diktierte Jäcke der örtlichen Presse doch zu seiner neuerlichen Kandidatur als Bürgermeister Folgendes in den Block:
„In seiner Bewerbungsrede präsentierte sich Jäcke wie schon im Wahlkampf 2014 als bürgernaher Verwaltungschef. Die Politik müsse mit den Menschen wieder stärker ins Gespräch kommen und die gefühlt große Distanz abbauen: ‚Wir müssen auch wieder dahin gehen, wo man uns die Tür vor der Nase zuschlägt‘.“
Diese Tür wieder zu öffnen scheint Herrn Jäcke nur noch dann wichtig, wenn es um den eigenen Hals geht. In seinem ersten und einzigen (und durchaus skurrilen) Facebook-Statement vom 17. Oktober 2020 bettelt er regelrecht um Kommunikation:
„… der heutige Kommentar im Mindener Tageblatt und die Aktivitäten eines einzelnen Stadtverordneten lassen mich heute einmal zu dieser Art der Kommunikation greifen.
Statt in der Berichterstattung einseitig auf Informationen eines Stadtverordneten zurückzugreifen, hätte ich mir gewünscht, dass man nicht nur über mich, sondern auch mit mir spricht. Das ist nicht geschehen!“
Weiter behauptet er kurz darauf:
„Als Bürgermeister bin ich gerne bereit, mit jedem ehrlich Interessierten und der Öffentlichkeit ins Gespräch zu kommen.“
Das klingt mittlerweile wie der Hohn eines Mannes, der sich seiner Pension nach zwei Amtszeiten bereits sicher zu sein scheint.
Während Politiker in Berlin die Menschen auf die „schwersten und dunkelsten Monate dieser Pandemie“ vorbereiten und öffentlich Stellung dazu beziehen, bleibt Mindens Bürgermeister abgetaucht für seine Bürger.
Dann allerdings muss man sich nicht wundern, wenn man den Spitznamen „U-Boot“ bekommt: Aufgetaucht wird nur noch, wenn es absolut nötig ist und nach Luft geschnappt werden muss.
Dem Mindener Bürgermeister Michael Jäcke wird vieles nachgesagt. Bürgernähe gehört bald nicht mehr dazu.
Redaktioneller Nachtrag am 17. Januar 2021
Drei Tage nach Erscheinen dieses Beitrags, am 15. Januar 2021, veröffentlichte die Stadt Minden ein neues Video mit Bürgermeister Michael Jäcke auf dem YouTube-Kanal der Stadt.
Ob dieser Artikel hier der Auslöser war? Im Opening des Videos sagt Bürgermeister Michael Jäcke immerhin: „Wir alle sitzen im selben Boot“ (Minute 0:30). Ob er damit ein U-Boot meinte, ist nicht überliefert.
Naja, was will man auch von einem Bürgermeister erwarten, der sich unbedingt ein „Denkmal“ in Form eines großen Bauprojektes setzen will. Leider, oder besser zum Glück, scheiterten bislang alle Versuche.
Übrig bleibt meines Wissens nach nur noch die vorgegaukelte „Sicherheit“ der Innenstadt durch Umsetzung versenkbarer Poller, deren geplanter Kosten ja auch nicht zu verachten sind.
Vielleicht findet man nun wenigstens noch einen Platz für ein Schild oder eine Gravur an so einem Poller und versenkt diesen dann ganz schnell. Bei passenden Feierlichkeiten kann man das Ding dann in voller Pracht bewundern.
Schön ist ja, das die Ironie kaum Grenzen kennt – das vertrauen zu Stadtvätern aber sehr wohl
Ich denke er bekommt sein Baudenkmäler noch… Ich sag nur neuer RailCampus
Und ja Hr. Jäcke mal in ein Gespräch zu verwickeln ist nicht ganz einfach.