Weihnachtsgrüße vom Obermarkt – mit feinsinnigem Humor

Autor Edgar Wilkening

2. Dez., 2024

Autor: Edgar Wilkening

Es dürfte wohl eine der freundlichsten Gesten der Stadt in diesem Jahr sein: Am Eingang zur weihnachtlich beleuchteten Obermarktstraße begrüßt ein fröhliches Banner Bummler und Besucher der Mindener Innenstadt.

Und das mit einem Humor, dessen Feinsinnigkeit an legendäre Künstler wie Loriot oder Hanns Dieter Hüsch denken lässt. „Wo rote Säfte sinnlich wallen, da möcht‘ der Glühwein wohl gefallen“, heißt es in großen Lettern auf dem Banner.

Das soll im Klang wohl nicht von ungefähr an jene Zeilen erinnern, die Generationen von Schülerinnen und Schülern auswendig lernen mussten: „Wo rohe Kräfte sinnlos walten …“

Weihnachtsgruß-Banner

In der Tat verweist das Banner selbst auf den großen deutschen Dichter Friedrich Schiller. Ein Erläuterungstext unter den Glühwein-Zeilen nennt den bedeutenden Dramatiker und Lyriker als Urheber der Textzeilen.

Außerdem wird berichtet, der Literat habe die Zeilen im Winter 1796 nach einem Besuch des Mindener Obermarkts verfasst und später dann umgemodelt für seinen 1799 veröffentlichten Klassiker „Das Lied von der Glocke“.

Wer beim Initiator des Banners nachfragt, bei der „Immobilien- und Standortgemeinschaft Obermarkt-Quartier e.V.“, bekommt sogar ein historisches Papier-Dokument gezeigt, das angibt, die Originalquelle für Schillers Glühwein-Zeilen zu sein.

Original-Dokument Friedrich Schiller

Angebliches Original-Dokument aus der Feder Friedrich Schillers. Es weist dem deutschen Dichterfürsten die Urheberschaft der Zeilen zu. Verfasst offenbar, nachdem er im Jahr 1796 den Mindener Obermarkt besucht haben soll. Dem Vernehmen nach stammt das Papierdokument aus einem alten Dachbodenfund in Mindens Innenstadt.

Ist das Schillers Handschrift? Müssen die Geschichtsbücher neu geschrieben werden? War er im Winter 1796 zu Gast in Minden und hat sich am Obermarkt an Glühwein verlustiert? Ließ er sich von der berühmten Mindener Unbeschwertheit zu einem seiner größten Werke inspirieren?

Die Literaturwissenschaft streitet noch. Was ist wahr an alledem? Und was ist einfach zu schön erzählt, um wahr zu sein?

In einer Stadt, in der noch immer jedes Wort für bare Münze genommen wird, das in profitgetriebenen Presseblättchen steht, muss man wohl davon ausgehen, dass subtile Feinsinnigkeit nicht jedermanns Sache ist.

Schließlich klebt nirgends am Banner ein Hinweis: „Achtung, Ironie“, „Achtung, lustig“, „Achtung, Satire“.

Keinerlei Humor-Kennzeichnung als Lach- und Lesehilfe für schlichtere Gemüter? Wie soll man da in der Stichling-Stadt darauf kommen, ob es etwas zwischen den Zeilen zu lesen geben könnte? Und mehr noch: wie bitte auf Loriot oder Hanns Dieter Hüsch kommen, wenn’s nirgends dransteht?

Feingeistigere Zeitgenossen plagen solche Sorgen nicht. Sie dürfen sich unbeschwert freuen über den fröhlich-humorigen Gruß am Eingang der Obermarktstraße, der mit den Worten schließt: „Allen in Stadt und Land eine geruhsame, friedvolle Weihnachtszeit“.

Das wiederum ist am Ende so wahr, so versöhnlich und herzensgut – da mag sich auch Das Herz der Stadt von ganzem Herzen anschließen.

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